Franz Xaver Peteranderl
Franz Xaver Peteranderl

Peteranderl: "Existenzen und Stabilität unserer Gesellschaft hängen davon ab, ob Betriebe liefern und leisten können"Mitgliederversammlung des Bayerischen Handwerkstages (BHT)

30. Oktober 2020

„Uns allen ist bewusst, dass es in einer Pandemie um mehr als die Wirtschaft geht. Doch die Folgen für kleine und mittlere Unternehmen dürfen auch nicht kleingeredet werden. Selbstständige Existenzen, Familien und nicht zuletzt die gesellschaftliche Stabilität unseres Landes hängen davon ab, ob die Betriebe liefern und leisten können“, betonte Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), bei der Mitgliederversammlung, die aufgrund der Corona-Pandemie erstmals virtuell stattfand.

Peteranderl dankte den BHT-Mitgliedern für die engagierte Mitarbeit und die konstruktiven Vorschläge in den letzten Monaten: „So konnten wir darauf aufmerksam machen, welche Hilfe unsere Betriebe in der Corona-Krise benötigen.“ In der Folge habe die Politik auf allen Ebenen große Anstrengungen unternommen, um Unternehmen und Beschäftigte in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen. Der BHT-Präsident: „Im Rahmen der Soforthilfe wurde rasche und unbürokratische Hilfe geleistet. Dadurch konnten auch zahlreiche Handwerksunternehmen vor dem Aus bewahrt werden.“ Wenig genutzt wurde bisher die Überbrückungshilfe, was auch an den hohen Antragshürden lag. Der BHT-Präsident begrüßte, dass im Rahmen der Verlängerung die Zugangsbedingungen abgesenkt und die Förderung ausgeweitet wurde. Auch das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ wurde aus Sicht des Handwerks von zu hohen Fördervoraussetzungen ausgebremst. „Das hat zu großem Frust bei den Betrieben geführt. Nur drei Prozent unserer Ausbildungsbetriebe haben die Ausbildungsprämie beantragt“, kritisierte Peteranderl.

Neben einer Verlängerung der Mehrwertsteuersenkung bis zum 30. Juni 2021 fordert der BHT passgenaue Instrumente, um die Eigenkapitalversorgung kleiner und mittlerer Unternehmen zu verbessern. „Die Programme von Bund und Freistaat bieten bisher vor allem Lösungen für systemrelevante große Unternehmen. Für den Mittelstand, der über 99 Prozent aller Betriebe stellt, sind dagegen keine gezielten Eigenkapitalstärkungsprogramme vorgesehen“, sagte Peteranderl.

BHT-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers ging in seiner Rede u.a. auf ein Positionspapier zur Teilqualifizierung ein, das der BHT erarbeitet hat: „Wir warnen davor, auf kurzzeitige und inhaltlich verkürzte Qualifikationswege ohne Berufsausbildungsvertrag, ohne Berufsschule und ohne überbetriebliche Lehrlingsunterweisung zu setzen.“ Eine Teilqualifizierung könne nur unter sehr eng gefassten Bedingungen sinnvoll und akzeptabel sein, nämlich für Personen, die älter als 25 Jahre sind und keine abgeschlossene Lehre haben. „In allen anderen Fällen ist die duale Berufsausbildung für Betriebe und Arbeitskräfte die bessere Lösung, da nur sie den Erwerb einer umfassenden beruflichen Handlungsfähigkeit in einem Gewerk garantiert“, betonte Hüpers.

Beim sog. „Lieferkettengesetz“ befürchtet der BHT erhebliche Nachteile im internationalen Wettbewerb. Trotz einer Beschränkung des Anwendungsbereichs auf „große“ Unternehmen könnten auch kleine Handwerksbetriebe im Rahmen der Lieferkette bzw. ihrer Verpflichtungen gegenüber ihren Auftraggebern, vertraglich zu entsprechenden Dokumentations- und Berichtspflichten herangezogen werden, so Hüpers: „Gerade für KMU ist dies mit einem enormen Verwaltungsaufwand und zusätzlichen Kosten verbunden.“

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