Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.
Handwerkskammer für München und Oberbayern
Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.

Peteranderl: "Betriebe bleiben zuversichtlich"Oberbayerisches Handwerk beginnt 2017 schwungvoll

5. Mai 2017

„Das oberbayerische Handwerk ist mit viel Schwung und großer Zuversicht ins Jahr 2017 gestartet. Zwar lag die Inflation im 1. Quartal erstmals seit Jahren wieder bei nahezu zwei Prozent, doch der florierende Arbeitsmarkt wirkt weiterhin als Stimmungsaufheller für die Verbraucher. Das wiederum treibt die Binnenkonjunktur an und nützt damit dem Handwerk“, betonte Handwerkskammerpräsident Franz Xaver Peteranderl bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen. Auch für das 2. Quartal sind die Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk optimistisch: 93 Prozent erwarten eine mindestens befriedigende Geschäftslage.

Höchste Orderreichweite seit der Wiedervereinigung

Die Hälfte der Betriebe im Münchner und oberbayerischen Handwerk schätzte ihre aktuelle Lage im 1. Quartal gewerkübergreifend als gut, weitere 40 Prozent als befriedigend ein. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete das einen starken Anstieg um vier Punkte auf 90 Prozent. Im Vorjahresvergleich kletterte die Kapazitätsauslastung der oberbayerischen Handwerksbetriebe im 1. Quartal um einen Punkt auf 76 Prozent. Ein höherer Wert in diesem Zeitraum wurde letztmals vor zweieinhalb Jahrzehnten erreicht. Die Auftragssituation der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk verbesserte sich im 1. Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum nochmals: Mehr als ein Viertel aller Betriebe berichtete von steigenden Auftragseingängen. Mit 7,8 Wochen (plus 0,7 Wochen im Vorjahresvergleich) wurde bei der Orderreichweite ein Rekordwert seit der Wiedervereinigung erreicht. Das dürfte neben der guten Konjunktur aber auch an den widrigen Witterungsverhältnissen zu Jahresbeginn gelegen haben. Das schlechte Wetter hat die Arbeit auf vielen Baustellen verzögert.

Nach ersten Schätzungen setzte das oberbayerische Handwerk im 1. Quartal etwa 7,6 Milliarden Euro um. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs von nominal 3,5 Prozent. Preisbereinigt verbleibt ein Plus von 1,6 Prozent. Die Anzahl der in den Betrieben im Kammerbezirk tätigen Mitarbeiter lag Ende März bei etwa 297.500. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 1,4 Prozent. Die Investitionsneigung der befragten Betriebe ist im 1. Quartal gegenüber dem Vorjahr um drei Punkte gestiegen. Jeder dritte Betrieb investierte in neue Fahrzeuge, Maschinen oder Gebäude. Insgesamt wurde dabei ein Volumen von etwa 245 Millionen Euro erreicht. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von 4,3 Prozent. Die Zahl der Handwerksbetriebe in Oberbayern lag Ende März bei 78.900, ein leichtes Plus von 0,2 Prozent. Für 2017 erwarten die Konjunkturexperten der Handwerkskammer ein nominales Umsatzwachstum von mindestens 2,5 Prozent. Die Prognose bei der Beschäftigung wurde angesichts des guten Jahresauftakts auf plus ein Prozent erhöht. Auch bei den Investitionen wurden die Schätzungen auf ein Jahresplus von drei Prozent nach oben korrigiert.

Mehr Gewerbeflächen für kleine und mittlere Betriebe

Peteranderl ging in seinem Statement auch auf die drohenden Zufahrtsbeschränkungen in die Umweltzonen der Städte ein. Auch die Münchner Stadtspitze hat Einfahrverbote für Dieselfahrzeuge zur Option erklärt, sobald der Bund die Voraussetzungen dafür schafft. „Die diskutierte Einführung einer Blauen Plakette ist für das Handwerk nur hinnehmbar, wenn die Landeshauptstadt unseren Betrieben ausreichend lange Übergangsfristen garantiert, die sich an der Nutzungsdauer von Dieselfahrzeugen orientieren. Außerdem nehmen wir die Fahrzeughersteller nachdrücklich in die Pflicht: Die Euronorm-6-Fahrzeuge müssen die versprochenen Grenzwerte einhalten“, forderte der Kammerpräsident.

Außerdem berichtete Peteranderl von einem Gespräch im Münchner Stadtrat zur Fortschreibung des Gewerbeflächenentwicklungsprogramms: „Die heranrückende Wohnbebauung bedroht gerade in der Landeshauptstadt Handwerksbetriebe in ihrer Existenz. Abhilfe könnten neue Gewerbeflächen schaffen – wenn diese nicht nur für High-Tech-Unternehmen gedacht sind. Die vom Stadtrat vorgeschlagene Ausweisung von 35 ha neuer Gewerbeflächen wäre aus unserer Sicht zwar ein erster Schritt, aber längst nicht ausreichend, um die Umsiedlungs- und Erweiterungsbedürfnisse bestehender Betriebe entsprechend bedienen zu können. Mittel- bis langfristig sollten daher mindestens weitere 100 ha an Gewerbeflächen zur Verfügung gestellt werden, die sich durch eine gute Verkehrsanbindung und eine kleinteilige Parzellierung auch für die kleinen und mittleren Betriebe des Handwerks eignen.“

Kritik übte der Kammerpräsident an der Europäischen Kommission. Diese befinde sich mit dem sog. „Dienstleistungspaket“, das Unternehmern und Freiberuflern die Dienstleistungserbringung im europäischen Binnenmarkt erleichtern soll, „komplett auf dem falschen Dampfer.“ Dadurch könnten künftig ausländische Unternehmen nach den in ihrer Heimat geltenden Vorschriften und Gesetzen in Deutschland arbeiten. Peteranderl: „In der Folge würden Sozialstandards unterwandert und der Meistervorbehalt ausgehebelt. Auf Initiative der Handwerksorganisationen haben Bundestag und Bundesrat zusammen mit Frankreich und Österreich eine Subsidiaritätsrüge gegen die EU ausgesprochen.“

Ansprechpartner

Jens Christopher Ulrich

Stabsstellenleiter, Pressesprecher

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