Vollversammlung November 2018
Handwerkskammer für München und Oberbayern

Peteranderl: "Gute Handwerkskonjunktur bis ins neue Jahr"Vollversammlung der Handwerkskammer

27. November 2018

„Die gute Handwerkskonjunktur wird bis ins neue Jahr anhalten.“ Diese Erwartung äußerte Präsident Franz Xaver Peteranderl bei der Vollversammlung der Handwerkskammer in München. Der Koalitionsvertrag in Bayern biete eine gute Grundlage zur Fortführung einer wirtschaftsfreundlichen Politik, betonte Peteranderl. Allerdings enthalte dieser zusätzliche staatliche Leistungen, die mit Mehrausgaben verbunden sind und unter Finanzierungsvorbehalt stehen. „Eventuell anfallende Kürzungen dürfen nicht zulasten der Handwerks- und Mittelstandsförderung gehen“, forderte der Kammerpräsident.

Zu begrüßen sind die verschiedenen bayerischen Initiativen zur Unterstützung der Betriebe bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften. Peteranderl: „Die Stärkung der dualen Berufsausbildung und des Meisterbriefs finden unsere volle Zustimmung. Die Erhöhung des Meisterbonus auf 2.000 Euro ist ebenfalls erfreulich. Weitere positive Elemente sind die Förderung der Unternehmen bei der Nutzung der Digitalisierung, die Modernisierung der betrieblichen Bildungsstätten, der 5-Punkte-Plan ‚Handwerk innovativ‘ sowie die Fortführung des Digitalbonus für kleine und mittlere Betriebe.“ In der Bildungspolitik wurden zentrale Forderungen des Handwerks in den Koalitionsvertrag aufgenommen: Das klare Bekenntnis zur Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung ist ebenso hervorzuheben wie die Weiterentwicklung der Berufsorientierung an allen Schulen.

Lösungen für leichtere Handwerksfahrzeuge nötig 

Bei der Integration von Flüchtlingen sieht das Handwerk Handlungsbedarf. „Ausbildungsfreundliche rechtliche Vorgaben und Verwaltungsentscheidungen sowie eine zielgerichtete Unterstützung der Ausbildungsbetriebe fehlen. Die ablehnende Haltung im Hinblick auf den ‚Spurwechsel‘ ist bedauerlich. Die offensive Anwendung der 3+2 Regelungen ist zu vage formuliert. Die Bevorzugung einzelner Ausbildungsrichtungen, wie Pflegekräfte, benachteiligt das Handwerk“, kritisierte der Kammerpräsident. Die im Koalitionsvertrag festgelegten Maßnahmen zur Digitalisierung sind mittelstandsorientiert. Besonders hervorzuheben sind die Unterstützungsmaßnahmen für kleine und mittleren Betriebe. „Die Fortführung des bayerischen Digitalbonus begrüßen wir. Insbesondere die Investitionen in Giga-Netze sowie der lückenlose Ausbau der Mobilfunknetze im 5G-Standard sind zukunftsweisend“, betonte Peteranderl.

Die klare Positionierung der Staatsregierung gegen Fahrverbote freut das Handwerk ebenfalls. Peteranderl: „Es besteht jedoch dringender Handlungsbedarf, um den Wirtschaftsverkehr in den Städten zu sichern. Das Handwerk braucht Lösungen für leichtere Fahrzeuge, da Kombis und Kleintransporter den handwerklichen Fuhrpark stark prägen.“ Die bislang vorgeschlagene Lösung, dass eine Pkw-Nachrüstung beziehungsweise Umtauschprämien nur in den 14 am meisten belasteten Städten ermöglicht werden sollen, ist für die privaten und gewerblichen Pkw-Nutzer ebenfalls nicht ausreichend. Es müssen auch Langstreckenpendler und Betriebe mit Fernaufträgen sowie das Kfz-Gewerbe diese Optionen nutzen können.

Chancen durch das Fachkräftezuwanderungsgesetz

„Seit rund zwölf Jahren erleben wir einen Aufschwung bei der Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote liegt erstmals seit Jahrzehnten wieder unter der Marke von fünf Prozent. Entsprechend leergefegt ist der Arbeitsmarkt auch im Handwerk“, sagte Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers. Laut einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) mit den Kammern denken 21 Prozent der befragten Betriebe an Fachkräfte aus dem Ausland, jeweils 30 Prozent sehen Potenzial bei Schulabgängern mit höherem Schulabschluss sowie Quereinsteigern aus anderen Branchen. Großes Engagement zeigen die oberbayerischen Handwerksbetriebe bislang bei der Integration und Ausbildung junger Flüchtlinge: Über 1.500 Menschen mit Fluchthintergrund werden dort aktuell ausgebildet. Bundesweit hat das Handwerk einen Anteil an der Ausbildung von Flüchtlingen von 50 Prozent. Hüpers: „Das zeigt, dass das Handwerk ein wichtiger Faktor für das Gelingen der Integration ist. Das zeigt aber vor allem auch, dass die Betriebe nicht nur den bequemen Weg gehen, sondern bereit sind, Hindernisse, wie zum Beispiel Sprachprobleme, zu überwinden, um den Nachwuchs ans Handwerk heranzuführen.“

Das Fachkräftezuwanderungsgesetz bietet dem Handwerk zusätzliche Möglichkeiten: Auf eine Engpassbetrachtung und Vorrangprüfung soll bei Fachkräften mit qualifizierter Berufsausbildung generell verzichtet werden. Die Möglichkeiten der Zuwanderung zur Arbeitsplatzsuche sollen verbessert werden. Zudem sollen mehr Jugendliche aus dem Ausland eine Ausbildung beginnen können. „Die Richtung insgesamt stimmt“, lobte Hüpers. Allerdings dürfe es im Rahmen der vorgesehenen Beschleunigung und Bündelung der Verfahren der beruflichen Anerkennung nicht zu einer Absenkung des Qualifikationsniveaus im Handwerk kommen. Der Hauptgeschäftsführer: „Es müssen rechtliche Rahmenbedingungen für den Abschluss von Migrationsabkommen mit Staaten mit vergleichbaren Berufsbildungssystemen geschaffen werden. Damit könnten die Anerkennungsverfahren für einschlägig beruflich qualifizierte Fachkräfte aus diesen Ländern vereinfacht werden.“

 Ansprechpartner

Jens Christopher Ulrich

Stabsstellenleiter, Pressesprecher

Telefon 089 5119-122

Fax 089 5119-129

jens-christopher.ulrich--at--hwk-muenchen.de