Vollversammlung Juni 2020
Handwerkskammer für München und Oberbayern

Peteranderl: "Betriebe bieten auch in der Corona-Krise sichere Arbeits- und Ausbildungsplätze"Vollversammlung der Handwerkskammer

30. Juni 2020

Präsident Franz Xaver Peteranderl berichtete in seiner Rede vor der Vollversammlung der Handwerkskammer im Münchner MOC, dass fast alle Gewerke durch die Corona-Pandemie erhebliche Nachfrageausfälle verzeichnen mussten: „Viele Betriebe hatten über Wochen keine Einnahmen, während die Kosten aber weiterliefen. Liquidität und Eigenkapitalbasis haben sich teilweise massiv verschlechtert.“ Auch der Ausbildungsmarkt leidet unter den Folgen der Corona-Krise: Bis Ende Mai verzeichnete die Kammer rund 2.500 neu abgeschlossene Lehrverträge, 19 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr. Von dem Rückgang besonders betroffen sind bislang das Gesundheitshandwerk und die verbrauchernahen Dienstleister. Mut macht jedoch eine Umfrage unter 6.000 Ausbildungsbetrieben im Kammerbezirk. Demnach planen mehr als die Hälfte der Betriebe, ebenso viele Lehrlinge auszubilden wie im Vorjahr. Etwa zehn Prozent wollen sogar mehr ausbilden als 2019. „Die Entspannung der letzten Wochen wird dazu beitragen, dass sich der Ausbildungsmarkt noch erholen wird. Die Betriebe bieten auch in der Corona-Krise ihren Fachkräften und Azubis sichere Arbeitsplätze“, betonte Peteranderl.

Das Konjunkturpaket der Bundesregierung bezeichnete der Kammerpräsident als „wichtigen Schritt in die richtige Richtung.“ Begrüßenswerte Maßnahmen zur Stimulierung der Nachfrage seien u.a. der Ausbau des CO2-Gebäudesanierungsprogramms, die Anhebung der Prämie für Elektro-Fahrzeuge sowie der Kinderbonus. „Auch die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze kann sich als hilfreich für den Absatz unserer Betriebe erweisen, wenn die Umsetzung so unbürokratisch wie möglich gehalten und die Geltungsdauer ins nächste Jahr hinein verlängert wird“, sagte Peteranderl. Sehr positiv für das Handwerk sei auch die finanzielle Stärkung der Kommunen als wichtiger Investor und Auftraggeber.

Als Entlastungsmaßnahmen begrüßt die Kammer die Begrenzung der EEG-Umlage, die Stabilisierung der Sozialversicherungsbeiträge unter 40 Prozent, die Erweiterung des Verlustrücktrags und die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter. Sehr hilfreich können sich auch die Überbrückungshilfen für KMU bei erheblichen Umsatzrückgängen auswirken. Die vorgesehenen Prämien von 2.000 bzw. 3.000 Euro für neu abgeschlossene Ausbildungsverträge bewertet die Kammer zwar grundsätzlich positiv. Peteranderl übte aber auch Kritik: „Die vorgesehenen Bedingungen, wie Durchführung von Kurzarbeit bzw. starke Umsatzeinbrüche im Frühjahr, schließen zu viele Branchen und Betriebe vom Erhalt dieser Prämien aus.“

Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers ging in seinem Bericht darauf ein, welche Fragen die Betriebe in Zusammenhang mit der Corona-Krise in den letzten Monaten an die Kammer stellten: Dabei ging es u.a. um Betriebsöffnung, Ausgangsbeschränkung, Sofortgeld, Liquiditätssicherung, Kurzarbeitergeld, Tilgungsaussetzung, Hygienekonzepte sowie Einreise- und Quarantäneregelungen. „Hier hat sich gezeigt, wie wichtig die Beratungsleistung der Kammer für die Betriebe ist und welches Vertrauen die Handwerkskammer als kompetenter Partner bei ihren Mitgliedern genießt.“ Coronabedingt erreichten die Kammer auch Fragen zur Aus- und Fortbildung. Darüber hinaus wurde die Verschiebung von Prüfungen koordiniert, Schutzmaßnahmen in Prüfungssituationen umgesetzt sowie Handlungsempfehlungen für Prüfer und Prüfungsteilnehmer ausgearbeitet. Hüpers: „Ich freue mich, dass die Kammer ihren Mitgliedsbetrieben gerade in dieser schwierigen Zeit kompetent beistehen konnte.“

Mit Blick auf die am 1. Juli beginnende Ratspräsidentschaft Deutschlands in der Europäischen Union (EU), forderte Hüpers, eine mittelstands- und handwerksfreundliche Politik in den Mittelpunkt der kommenden Monate zu stellen. Positiv sei das Vorhaben, die KMU-Strategie der EU-Kommission weiterzuentwickeln und das Prinzip „Vorfahrt für KMU“ systematisch umzusetzen. Der Hauptgeschäftsführer: „Wir werden einen Blick darauf haben, dass es nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleibt. Entscheidend ist, dass die Belange des Mittelstands bei jeder Entscheidung mitberücksichtigt und mit umgesetzt werden.“ So müssten beispielsweise völlig überzogene Anforderungen bei der A1-Bescheinigung und der Entsendemeldung substanziell vereinfacht werden. Bürokratische Belastungen für die Handwerksbetriebe dürften keinesfalls weiter ausgebaut werden. Mit Bezug auf die anspruchsvollen CO2-Einsparziele sagte Hüpers: „Europa kann nur dann eine internationale Vorreiterrolle im Klimaschutz übernehmen und zugleich wettbewerbsfähig bleiben, wenn der Dreiklang zwischen Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit gewahrt wird.“

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