Rolf Göbels, GFWH GmbH
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Bayerisches Handwerk schlägt AlarmPeteranderl: "45 Prozent der Handwerksunternehmen im Freistaat rechnen bis zur Jahresmitte mit sinkenden Umsätzen"

29. Februar 2024

Im Vorfeld des Spitzengesprächs der Deutschen Wirtschaft mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Internationalen Handwerksmesse in München schlägt das bayerische Handwerk Alarm: „45 Prozent unserer 209.500 Unternehmen rechnen bis zur Jahresmitte mit sinkenden Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr. Besonders angespannt ist die Situation in der Baubranche“, berichtet Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT). Dies ist das Ergebnis einer Sonderumfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). 25 Prozent der Betriebe erwarten, bis zum Sommer Jobs abbauen zu müssen. In diesem Punkt gehen Lebensmittel- und Kraftfahrzeuggewerbe weiter als die übrigen Branchen im Handwerk. Peteranderl: „Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht. Vor allem auf dem Bau und bei Betrieben, die als Industriezulieferer und Unternehmensdienstleister tätig sind, sinken die Auftragsbestände weiter. Insgesamt rechnen 39 Prozent der bayerischen Handwerksbetriebe in der ersten Jahreshälfte mit weniger Auftragseingängen. Derzeit haben sie noch Arbeit für 10 Wochen in ihren Büchern.“

Angesichts der trüben Aussichten wollen 44 Prozent der Betriebe im Freistaat geplante Investitionen verschieben. „Das verschafft zwar finanzielle Spielräume, bremst aber die erforderliche technologische Transformation unseres Wirtschaftsbereichs“, betont Peteranderl. 26 Prozent gehen noch einen Schritt weiter: Sie verkleinern bzw. schließen Betriebsstätten oder einzelne Geschäftsfelder. 18 Prozent planen, ihre Öffnungszeiten einzuschränken. Zusätzlich zu den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen nimmt auch die Demografie Fahrt auf: 34.000 bayerische Handwerksunternehmen suchen in den nächsten 5 Jahren eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. Bei rund der Hälfte sind diese aktuell nicht in Sicht. „Wenn es uns nicht gelingt, die Standortbedingungen in Deutschland zu verbessern, werden sich künftig auch viel weniger junge Leute für die Selbstständigkeit entscheiden“, warnt Peteranderl.

Auf die Frage, was ihr Unternehmen besonders belastet, verweisen 67 Prozent der Befragten auf die Steuer- und Abgabenlast. 55 Prozent überfordern die Dokumentations- und Nachweispflichten gegenüber der öffentlichen Hand sowie Geschäftspartnern. Die Konsumzurückhaltung der Kunden aufgrund sinkender Kaufkraft belastet 43 Prozent besonders. Die hohen Energiekosten nennen 39 Prozent als großes Hemmnis. „Die Alarmsignale aus dem Handwerk dürfen in Berlin nicht ungehört bleiben. Die Wirtschaftspolitik des Bundes braucht dringend ein Update. Eine Grundvoraussetzung dafür ist eine Politik, die sich stärker an den aktuellen Gegebenheiten und den Möglichkeiten der Bevölkerung wie auch der Unternehmen orientiert. Die Steuern und Abgaben senkt sowie Bürokratie massiv abbaut. Entscheidend ist eine Politik, die bei unseren Betrieben und den Verbrauchern nachhaltig Vertrauen schafft“, fordert der BHT-Präsident.

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