Franz Xaver Peteranderl
Handwerkskammer für München und Oberbayern

Handwerk stemmt sich gegen RezessionPeteranderl: "Die meisten Betriebe scheinen die Dauerkrise geschickt zu meistern"

25. Januar 2023

Materialengpässe, steigende Energiepreise, nachlassende Kaufkraft und hohe Inflation haben sich 2022 zu einem regelrechten Giftcocktail für weite Teile der Wirtschaft vermischt. Trotzdem haben sich die schlimmsten Befürchtungen vieler Wirtschaftsforscher bislang nicht bestätigt. Erste Fachleute setzen bereits darauf, dass statt einer tiefgreifenden Rezession eine sanfte Landung gelingt. „Auch die meisten Handwerksbetriebe scheinen die Dauerkrise geschickt zu meistern. In der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer meldeten immer noch 45 Prozent der befragten oberbayerischen Handwerksbetriebe eine gute und weitere 41 Prozent eine befriedigende Geschäftslage im 4. Quartal 2022. Damit ergibt sich gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres keine Veränderung“, betont Kammerpräsident Franz Xaver Peteranderl.

Die Betriebsauslastung betrug im Berichtszeitraum gewerkübergreifend 77 Prozent und lag damit 2 Punkte unter dem Vorjahresniveau. Im Durchschnitt hatten die Handwerksunternehmen zum Jahresende noch Arbeit für die nächsten 8,2 Wochen in ihren Büchern stehen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein leichtes Minus von 0,7 Wochen. Für das Gesamtjahr 2022 geht das oberbayerische Handwerk von einem Umsatzvolumen in Höhe von 50,9 Milliarden Euro aus. Das ist gegenüber 2021 ein nominales Plus von 10 Prozent. Peteranderl: „Es ist allerdings wahrscheinlich, dass dieser Zuwachs von der hohen Inflation völlig aufgezehrt wurde. Unterm Strich dürfte in 2022 sogar ein reales Umsatzminus von 1,2 Prozent stehen.“

Die Beschäftigungsentwicklung im Handwerk verlief 2022 unbefriedigend. Nach Kammer-Schätzungen waren im Jahresdurchschnitt etwa 311.500 Personen im oberbayerischen Handwerk tätig. Dies ist ein Rückgang von 0,7 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Zahl der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk ging 2022 leicht um 0,3 Prozent auf rund 97.700 zurück. Angesichts steigender Preise und wachsender Unsicherheit war zu erwarten, dass viele Unternehmen ihre Investitionsvorhaben zurückstellen würden. So sank die Investitionsneigung im 4. Quartal auch um 1 Punkt auf 40 Prozent. In Summe erreichten die Investitionen im oberbayerischen Handwerk im vergangenen Jahr ein Gesamtvolumen von 1,3 Milliarden Euro. Der Vorjahreswert wurde – vor allem aufgrund der erheblichen Preissteigerung für Investitionsgüter – um 9,7 Prozent übertroffen.

Nominales Umsatzwachstum von 5 Prozent erwartet

Auch wenn sich die Stimmung in der Wirtschaft zuletzt wieder etwas aufhellte, bilden das schwächelnde Konsumklima, hohe Preise, die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit und die gestiegenen Finanzierungskosten weiterhin ein äußerst schwieriges Umfeld. Dementsprechend pessimistisch zeigt sich das oberbayerische Handwerk mit Blick auf die kommenden Monate: Lediglich 6 Prozent der Befragten erwarten für das 1. Quartal 2023 eine Verbesserung ihrer Geschäftslage. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres zeigten sich 7 Prozent optimistisch. 66 Prozent gehen von einer stabilen (Vorjahr: 74 Prozent) und 28 Prozent von einer Verschlechterung ihrer betrieblichen Situation aus (Vorjahr: 19 Prozent). So gestaltet sich auch die Jahresprognose äußerst schwierig: 2023 ist für das oberbayerische Handwerk ein nominales Umsatzwachstum von 5 Prozent drin. Ob real etwas davon übrig bleibt, ist allerdings noch nicht absehbar. Die Beschäftigung könnte im Idealfall stabil bleiben.

„Wir akzeptieren, dass die Problematik der Luftreinhaltung in der Landeshauptstadt Lösungen erfordert. Die bei Grenzwertüberschreitungen im Raum stehenden Strafzahlungen an die EU von bis zu einer Million Euro pro Tag können nicht vernachlässigt werden. Allerdings stehen auch unsere Handwerksbetriebe, die auf ihre Fahrzeuge angewiesen sind, gehörig unter Druck: Steigende Energiepreise, (Gewerbe)Flächenmangel und fehlende Arbeitskräfte belasten ihre Erträge“, berichtet Peteranderl. Die Kammer begrüßt, dass das Handwerk beim Dieselfahrverbot weitreichende Ausnahmen bis zum 31. März 2024 erhält. „Allerdings kritisieren wir, dass diese ab dem folgenden Tag an den Handwerkerparkausweis geknüpft werden. Damit gehen viele unserer Handwerksbetriebe, die im Stadtgebiet vor allem liefern, künftig leer aus. So ist z.B. die überwiegende Zahl der in München tätigen Bäckereien mit ihrer Produktion außerhalb des Mittleren Rings angesiedelt. Ihre Filialen befinden sich dagegen oftmals innerhalb dieser Grenze. Gleiches gilt für Metzgereien und Konditoreien sowie für eine Reihe weiterer Gewerke, etwa die Gesundheitshandwerke.“ All diese Betriebe sind für die Grundversorgung der Münchner Bevölkerung äußerst wichtig. Sie müssen sich jedoch einer gesonderten Prüfung unterwerfen, bevor sie in die Umweltzone einfahren dürfen. Hierfür fordert die Kammer ein unbürokratisches, elektronisches Antragsverfahren. Eine nach dem gleichen Prinzip funktionierende Plattform ist auch für Mitarbeitende des Handwerks erforderlich.

Beitrag von Alexander Tauscher zur Handwerkskonjunktur:

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