Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.
Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.

Peteranderl: "Stimmung erreicht neuen Höchstwert"Oberbayerisches Handwerk meldet sehr gute Konjunkturzahlen

20. Juli 2017

„Momentan scheint nichts die gute Handwerkskonjunktur in München und Oberbayern bremsen zu können: Die lebhafte Binnenkonjunktur und der starke Arbeitsmarkt haben auch im 2. Quartal für gut gefüllte Auftragsbücher gesorgt“, betonte Handwerkskammerpräsident Franz Xaver Peteranderl bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen. Für das 3. Quartal erwarten 33 Prozent der Befragten eine befriedigende und 61 Prozent sogar eine gute Geschäftslage.

Umsatz steigt um nominal 2,7 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro

Die schon zum Jahresauftakt gute Stimmung der Handwerkerinnen und Handwerker im Kammerbezirk hat sich zum Ende des 2. Quartals weiter verbessert. Sechs von zehn Betrieben betrachteten ihre Situation als gut, 34 Prozent als befriedigend. Das ist ein neuer Höchstwert zur Jahresmitte: Mit 94 Punkten wurde der Vorjahreswert um fünf, der ehemalige Rekord für ein zweites Quartal aus dem Jahr 1991 um drei Punkte übertroffen. Jeder dritte der befragten Betriebe berichtete in der Konjunkturumfrage von gestiegenen Auftragseingängen. In den Ausbauhandwerken arbeiteten im 2. Quartal fast drei Viertel aller Betriebe an ihrer Kapazitätsgrenze. Entsprechend hoch war auch die betriebliche Auslastung, die im Vergleich zum Vorjahr um zwei Punkte auf nunmehr 83 Prozent kletterte. Im Durchschnitt verfügten die oberbayerischen Handwerker zur Jahresmitte über ein Auftragspolster von 8,8 Wochen, fast eine Woche mehr als vor Jahresfrist.

Nach Schätzungen der Kammer erzielten die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk im 2. Quartal einen Umsatz von etwa 9,6 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem nominalen Plus von mindestens 2,7 Prozent. Nach Abzug der Preissteigerung verbleibt ein reales Plus von 0,6 Prozent. Und das trotz weniger Arbeitstage im Jahresvergleich. Im gesamten ersten Halbjahr 2017 erwirtschafteten die Betriebe geschätzt 17,4 Milliarden Euro, das ist ein nominales Umsatzwachstum von 4,7 Prozent (real: 2,6 Prozent).

Zur Jahresmitte waren im Münchner und oberbayerischen Handwerk etwa 301.200 Personen tätig. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von 1,5 Prozent. Ein Hauptgrund dürfte die starke Zuwanderung aus Osteuropa sein. Bei der Investitionsneigung der befragten Betriebe gab es im 2. Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur einen moderaten Anstieg um einen Punkt auf 33 Prozent. Die Summe der Investitionen ist allerdings deutlich um fünf Prozent auf etwa 292 Millionen Euro angewachsen. Die Zahl der Handwerksbetriebe lag zur Jahresmitte bei knapp 79.200, das ist ein Zuwachs von 0,1 Prozent.

Angesichts der wirklich hervorragenden Daten wurde die Jahresprognose nach oben korrigiert: Für 2017 erwartet die Kammer ein nominales Umsatzwachstum von 3,5 Prozent (bisher: 2,5 Prozent). Bei der Beschäftigung prognostizieren die Statistiker nunmehr ein Plus von 1,3 Prozent (ein Prozent) sowie bei den Investitionen einen Anstieg von 3,5 Prozent (3,1 Prozent).

Ausreichend lange Übergangsfristen, um Fahrzeugflotten zu modernisieren

Im Großraum München beschäftigt die Handwerkskammer und ihre Mitgliedsbetriebe weiterhin die Diskussion um die zu hohen Stickstoffdioxidwerte. Peteranderl: „Ein Einfahrverbot für Dieselfahrzeuge würde die Existenz vieler unserer Mitgliedsbetriebe auf eine harte Probe stellen. Wir brauchen eine pragmatische Lösung, die hilft, die NOx-Grenzwerte einzuhalten, ohne dass die bayerischen Städte zu dieselfreien Zonen werden. Hierbei ist neben der Politik vor allem die Automobilindustrie in der Pflicht.“ Neben Ausnahmeregelungen brauchen die Mitgliedsbetriebe ausreichend lange Übergangsfristen, damit sie ihre Fahrzeugflotten umstellen können. „Wir halten einen Zeitraum von mindestens vier Jahren für einen akzeptablen Übergangszeitraum - vorausgesetzt, dass taugliche Fahrzeuge mit alternativen Antrieben in ausreichender Zahl auf dem Markt sind.“ Die Handwerkskammer begrüßt ausdrücklich das vom bayerischen Ministerrat am Dienstag verabschiedete Maßnahmenprogramm zur Verringerung der Stickstoffdioxid-Belastung in den Innenstädten und steht voll hinter der Aussage von Ministerpräsident Horst Seehofer, die Stickoxidbelastung in bayerischen Innenstädten schnellstmöglich zu reduzieren, gleichzeitig aber die Funktionsfähigkeit der Innenstädte zu erhalten und die Mobilitätsinteressen von Bevölkerung und Wirtschaft zu berücksichtigen. Vor allem die angekündigten Kaufanreize zur Flottenumrüstung und der Ausbau der E-Mobilität können hierbei helfen. „Was wir allerdings vermissen, ist eine klare Aussage gegen Dieseleinfahrverbote“, betonte Peteranderl. Um Fahrzeuge mit Elektroantrieb für weitere Teile der Bevölkerung attraktiv zu machen, hat die Kammer der Landeshauptstadt vorgeschlagen, eines der derzeit zur Entwicklung anstehenden Areale wie z.B. angrenzend an Daglfing, Bogenhausen und Johanneskirchen, als „ökologisch nachhaltiges Musterprojekt“ auszuweisen. Dafür müsste zunächst im Zentrum des Quartiers ein „Stromübergabeknoten“ installiert werden, um das gesamte Gebiet während der Arbeiten mit Baustrom versorgen zu können. Nach Fertigstellung des Areals könnte der Übergabeknoten u.a. in einer Ladesäuleninfrastruktur für E-Fahrzeuge münden.

Der Kammerpräsident wies darauf hin, dass die Einkommensteuer bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften der Unternehmenssteuer entspricht. Eine zu niedrig angesetzte Schwelle für den Spitzensteuersatz würde damit viele leistungsfähige Handwerksbetriebe treffen und Investitionen erschweren.

 Ansprechpartner

Jens Christopher Ulrich

Stabsstellenleiter, Pressesprecher

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