Vollversammlung Juni 2022
Handwerkskammer für München und Oberbayern

Vollversammlung der HandwerkskammerPeteranderl: "Besonders energieintensive Betriebe gezielt unterstützen"

28. Juni 2022

Das oberbayerische Handwerk erwartet „ungemütliche Zeiten“, die sich in den aktuell guten Konjunkturdaten aber noch nicht widerspiegeln. Das machte Handwerkskammerpräsident Franz Xaver Peteranderl in seiner Rede vor der Vollversammlung der Kammer deutlich. Er berichtete von deutlichen Auftragsstornierungen vor allem im Bau- und Ausbaubereich. Nachdem alle Ökonomen mit dem Ende der Corona-Beschränkungen für dieses Jahr einen Aufschwung mit großem Potential erwartet hätten, habe der Krieg in der Ukraine diese Hoffnungen zunichtegemacht. Für das erste Halbjahr 2022 gehen die Statistiker der Kammer für das oberbayerische Handwerk daher nur noch von einem realen Wachstumsplus zwischen zwei und drei Prozent aus. „Wenig Bewegung“ sieht Peteranderl auch bei der Beschäftigung. Nach einem Rückgang im ersten Quartal könnte es im zweiten Quartal eine gewisse Belegung geben, die fürs erste Halbjahr unterm Strich ein leichtes Plus ergeben könnte. „Alle Prognosen unterliegen erheblichen Unsicherheiten und hängen von den weiteren Folgen des Krieges ab, also von Themen wie Energieversorgung, Lieferketten und Inflation“, betonte der Kammerpräsident. Von der Politik erwartet das Handwerk in diesen schwierigen Zeiten eine angemessene Unterstützung und fordert weitere Entlastungsschritte. „Wir brauchen einen substanziell und langfristigen Abbau von staatlichen Bestandteilen am Energiepreis. Besonders energieintensive Betriebe sollten gezielt unterstützt werden“, so Peteranderl, der neben der Unterstützung von Verbrauchern und Unternehmen für eine Rückbesinnung auf die Bedeutung der Marktwirtschaft und des Wettbewerbs für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung plädiert: „Der Staat muss zu einer nachhaltigen Finanzpolitik zurückkehren, gekoppelt mit einer Senkung der Abgabenlast und dem Abbau von Bürokratie.“

Auf die Herausforderungen bei der Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung ging Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers schwerpunktmäßig ein. Er verwies auf rund 40.000 offene Stellen im bayerischen Handwerk. Für rund die Hälfte dieser gesuchten Fachkräfte sind derzeit keine geeigneten Arbeitslosen bei den Agenturen registriert. Hüpers vermeldete einen Rückgang von fast drei Prozent bei den Neuabschlüssen der Lehrverträge im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr: „Sorge bereitet mir der sinkende Anteil weiblicher Auszubildenden, der mit 17 Prozent so niedrig wie nie zuvor lag.“ Angesichts der schwierigen Ausgangsposition habe die Handwerkskammer nach dem Ende der Corona-Beschränkungen ihre Aktivitäten zur Nachwuchswerbung so schnell wie möglich wiederaufgenommen, etwa bei Berufsmessen und Schulbesuchen. Hüpers: „Die Bildungspolitik muss hier unterstützend tätig werden und die Berufsorientierung vor allem an den Gymnasien weiter ausbauen.“ Das Handwerk habe daher in Gesprächen auf Landesebene mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger auf eine bessere finanzielle Förderung der beruflichen Bildung gedrängt. Schließlich seien die überbetrieblichen Bildungsstätten der Kammern und Innungen als Teil der beruflichen Bildungsinfrastruktur unverzichtbar, so Hüpers: „In den Bildungszentren ist höchstes technologisches und digitales Niveau erforderlich. Deshalb sollte die staatliche Förderung gezielt und bedarfsgerecht weiter ausgebaut werden. Bei der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung müssen Bund und Länder ihre Anteile bei der vereinbarten Drittmittel-Finanzierung wieder in vollem Umfang übernehmen. Die Förderung über das Meister-BAföG und den bayerischen Meisterbonus sollte mit deutlich verbesserten Förderanträgen und Förderquoten fortgeführt werden.“

Die Vollversammlung der Handwerkskammer ist das Beschlussorgan der selbstständigen Handwerkerinnen und Handwerker, der im Handwerk beschäftigten Gesellinnen und Gesellen und weiteren Tätigen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Der 15-köpfige Vorstand der Handwerkskammer wird aus den Mitgliedern der Vollversammlung gewählt. Ihm obliegt die Verwaltung der Kammer.

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