Bayerisches Handwerk: Hauptschüler nicht diskriminieren

27. Juni 2002

Das bayerische Handwerk wendet sich mit Entschiedenheit gegen die Abqualifizierung der bayerischen Hauptschulen und deren Absolventen. Wenn, wie aktuell, der SPD-Fraktionschef im Bayerischen Landtag, Franz Maget, in Folge der Pisa-Studie behaupte, es sei "ein Armutszeugnis für jedes Bildungssystem", wenn es im Freistaat "zu wenig" Abiturienten und Realschul-Absolventen gebe, so sei dies im Umkehrschluss eine Diskriminierung der Hauptschulabsolventen, betont der Präsident der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern, Heinrich Traublinger, MdL. Traublinger macht darauf aufmerksam, dass unsere Gesellschaft und auch der Wirtschaftsbereich Handwerk sehr wohl Abgänger aller drei Schularten benötige, Abitur und auch Realschulabschluss aber nicht die allein selig machenden Bildungswege seien. Im bayerischen Handwerk kämen die weitaus meisten Auszubildenden, nämlich knapp zwei Drittel, aus den Hauptschulen. Den Hauptschulabsolventen stünden über den Weg der dualen Berufsausbildung gleichwertige Karrierechancen offen. Traublinger: "Gerade der handwerkliche Meisterbrief eröffnet vorwärtsstrebenden jungen Menschen die besten Chancen auf eine berufliche Unabhängigkeit und die Gründung eines eigenen Unternehmens. Der Meisterbrief ist geradezu ein Führerschein für die Selbständigkeit."
Bayern sei mit jährlich rund 5500 frischgebackenen Meistern mit Abstand führend im Bundesgebiet. Präsident Traublinger: "Wenn man unterstellt, dass der Meisterbrief dem Abitur in seiner Bedeutung für die berufliche Zukunft zumindest gleichwertig ist, sind die Verhältnisse der Bildungsabschlüsse innerhalb des Bundesgebietes zurecht gerückt." Traublinger betont, dass man auch im internationalen Vergleich so schlecht nicht dastehe. Da es in Europa, außer in Luxemburg und Österreich, kein vergeichbares Berufsbildungssystem gebe, könnten die Bildungsabschlüsse schlecht verglichen werden. Die von der Europäischen Kommission eingesetzte Arbeitsgruppe BEST jedenfalls habe den deutschen Meisterbrief als "Best Practice" für die anderen Mitgliedsstaaten empfohlen. Traublinger appelliert an die bayerische Staatsregierung, am bewährten dreigliedrigen Schulsystem festzuhalten. Gerade Pisa habe ja gezeigt, dass Bayern damit richtig liege. Wenn man bedenke, dass Bayern den höchsten Anteil an Hauptschülern und in der Pisa-Studie am besten abgeschnitten habe, dann könne man die hervorragende Qualität der bayerischen Hauptschulen im Vergleich zu den Schularten der anderen Länder erst richtig ermessen. Traublinger: "Ein Bundesland nach seiner Abiturientenquote zu beurteilen, ist eine bildungspolitische Fehleinschätzung!"