Bereitschaft zur Selbständigkeit wächst: 344 frischgebackene Jungmeisterinnen und- meister verabschiedet

31. Juli 2002

Das Büffeln ist vorbei: 405 junge Handwerkerinnen und Handwerker haben im vergangenen Jahr in den Münchner Meisterschulen die Schulbank gedrückt, 395 haben sich der diesjährigen Meisterprüfung gestellt. 344 Kandidaten bzw. 87 Prozent haben es geschafft. Sie bekamen heute, am 31. Juli 2002, ihre Zeugnisse und wurden in der Handwerkskammer für München und Oberbayern (HWK) feierlich verabschiedet. "Handwerksmeister gehören in Deutschland zum Wirtschaftsleben wie das Salz in der Suppe! Handwerksmeister definieren mit ihrem Können die Zukunftsfähigkeit unseres Landes", betonte die Vizepräsidentin der Handwerkskammer für München und Oberbayern, Gerdi Westermeyr. Den Wert des Meisterbriefs habe inzwischen auch die Europäische Union erkannt, indem sie den deutschen Meisterbrief als "best-practice" - Methode zu einem nachahmenswerten Beispiel für die gesamte EU erklärt habe. Allerdings sollte die EU ihre Erkenntnis auch selbst umsetzen, statt durch Vorhaben, wie eine aktuelle Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen, dies zu konterkarieren, forderte die HWK-Vizepräsidentin. Mit dieser Richtlinie würden die Qualifikationsanforderungen für EU-Ausländer, die sich mit einem Handwerk in Deutschland betätigen oder niederlassen wollten, deutlich abgesenkt. Wenn diese Richtlinie kommen sollte, sei der hohe Qualitätsstandard des deutschen Handwerks gefährdet, werde das duale System der beruflichen Bildung geschwächt, und die Jugendarbeitslosigkeit nicht sinken, sondern steigen. Westermeyr: "Deshalb sagen wir nein zu diesem Richtlinienvorschlag und kämpfen gegen diesen Plan der EU-Kommission." 
Den Schulabgängern gratulierte auch der Leiter der Meisterschulen, Oberstudiendirektor Klaus Schreiber. Er machte deutlich, dass sich der Unterricht an den Meisterschulen immer mehr zu einem projektbezogenen, handlungsorientierten Unterricht gewandelt hat. Diesen Unterrichtsprojekten liege das Prinzip der Handlungsorientierung zu Grunde, das Bestandteil der neuen Meisterprüfung ist, nach dem das Meisterstück einem realen Kundenauftrag entsprechen soll. Schreiber hob besonders das Projekt "Hochzeit" bei den Friseuren hervor, bei dem die Modelle zu ihren Hochzeitskleidern die passenden Frisuren, das dazu gehörige Make up und Nageldesign bekamen. Das Durchschnittsalter der diesjährigen Meisterschulabsolventen liegt übrigens bei 27 Jahren. Die meisten stammen aus München und Oberbayern, unter ihnen sind auch 15 Ausländer, u.a. aus den Philippinen, Brasilien, Großbritannien, Bulgarien, Italien und Griechenland. 44,7 Prozent (Vorjahr 40,5 Prozent) der Prüflinge wollen sich in den nächsten Jahren selbständig machen und einen eigenen Betrieb gründen. Damit deutet sich eine erfreuliche Entwicklung an, dass sich die Bereitschaft zur Selbständigmachung bei den jungen Handwerksmeisterinnen und -meistern wieder erhöht. Im einzelnen bestanden in den Meisterschulen im Handwerkerhof 99 Elektrotechniker, 71 Friseure, 91 Installateure und Heizungsbauer, 23 Feinwerkmechaniker, 11 Informationstechniker, 20 Metallbauer (Schlosser), 13 Zahntechniker und 16 Landmaschinenmechaniker den Meisterprüfungen. Erstmals seit 15 Jahren schloss eine Frau erfolgreich ihre Meisterprüfung als Feinwerkmechanikerin an der Meisterschule am Ostbahnhof ab. Melanie Eberl aus Landsberg/Lech war mit einem Notendurchschnitt von 1,42 auch gleich die Prüfungsbeste ihres Faches.