Lino Tagliapietra
Lino Tagliapietra, Foto: Russell Johnson

Exempla 2012 - "Glas - Werkstoff des Handwerks zwischen Tradition und Innovation"

Auf der Internationalen Handwerksmesse sind vier Sonderschauen zu sehen: Die "Exempla", "Schmuck", "Talente" und "Meister der Moderne".
Die "Handwerk & Design" öffnet in Kürze wieder ihre Türen, und zwar vom 14. bis 20. März 2012 im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse in Halle A1.

 

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Weitere Informationen finden Sie unter ihm.de

  • Sonderschau Exempla zeigt die wichtigsten Glasberufe des Handwerks
  • Vorzeige-Betriebe beweisen Innovationsvorsprung, Leistungsfähigkeit und Kreativität

Über die Exempla
Seit über 40 Jahren präsentiert die Sonderschau Exempla den Besuchern der Internationalen Handwerksmesse München ein speziell ausgewähltes Thema. 2012 wird Glas als "Werkstoff des Handwerks zwischen Tradition und Innovation" vorgestellt und in den unterschiedlichsten Facetten durchgespielt. Die Ausstellung, die vor allem durch lebende Werkstätten ihren Reiz erhält, wird vom 14. bis 20. März 2012 in der Halle A1 Handwerk & Design zu sehen sein. Das didaktische Konzept der lebenden Werkstätten ermöglicht dem Besucher einen meist völlig neuen und oftmals überraschenden Einblick in das Schaffen der Künstler und Handwerker.

Glashütte Lamberts
Glashütte Lamberts
Glashütte Lamberts
Glashütte Lamberts
Glashütte Lamberts


Die Exempla 2012
Die spezifischen Materialeigenschaften von Glas wie Transparenz, Leuchtkraft der Farben und absolute Wasserdichte faszinieren bereits seit der Antike und haben bis heute nichts an Anziehungskraft verloren. Doch auch rein praktisch ist Glas aus unserem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken: Trinkgläser, Glühbirnen, Bildschirme, Linsen, Fensterscheiben und vieles mehr ist aus Glas. Glas ist ein wichtiges Verpackungsmaterial, man denke nur an Flaschen für die unterschiedlichsten Getränke oder Flüssigkeiten. Die Sonderschau Exempla 2012 zeigt in 25 Beiträgen unterschiedliche Aspekte und Themen, die den Bogen von Glas als jahrtausendealtem Gestaltungselement bis hin zur Anwendung innovativster Glasmaterialien im Handwerk spannen.

Glaserei Hauke
Glaserei Hauke
Glaserei Hauke
Glaserei Hauke
Glaserei Hauke
Glaserei Hauke
Glaserei Hauke


Glas ist ein hochtechnisierter Baustoff und aus unserem täglichen Leben nicht fortzudenken. Aufgrund seiner Eigenschaften wie Lichtdurchlässigkeit und Transparenz hat der Werkstoff Glas in der modernen Architektur seinen festen Platz unter den Bauelementen eingenommen. Für den Glaser eröffnen sich dadurch ebenso interessante wie verantwortungsvolle Aufgabengebiete.

Modernste Fertigungstechniken und Materialien lassen mittlerweile Konstruktionen zu, die vor kurzer Zeit noch undenkbar waren. Glas bedeutet auch Wärmeschutz, Einbruchschutz, Sicherheit, Schall- und Sonnenschutz; in vielen Fällen alles zusammen und bietet eine wichtige Grundlage für den Wohnkomfort.

Das Spektrum des Glaserhandwerks ist umfangreich. Neben dem ganz traditionellen Einglasen und der Reparatur von Fensterscheiben fertigt der Glaser heute auch Möbel aus Glas. Er bietet Lösungen für den Innenausbau wie gläserne Aufzüge, Ganzglasduschen und -bäder, Glastüren, Vitrinen, Spiegel und vieles mehr.

Die Firma Schuhmann wurde 1953 vom Glasermeister Hans Schuhmann gegründet. Heute führt sein Sohn Norbert den Betrieb. In den ersten Jahrzehnten spielte das klassische Handwerk, wie Bau-Neuverglasung, Autoverglasung, Bleiverglasung, Kirchenfenster, Glasreparaturen, eine große Rolle, heute sind immer mehr die technischen Anforderungen an den Werkstoff Glas gefragt. Glas findet seinen Einsatz bei modernen großflächigen Glasfassaden, im Ladenbau oder in der modernen Innenraumgestaltung, integriert in jedem modernen Bad, in der Küche, in Wohnräumen, Treppenhäusern, Wintergärten.

Schuhmann Glas
Schuhmann Glas "Glasboy" Foto: Independant Lights
Schuhmann Glas "Glasboy"
Foto: Independant Lights


Die Firma Schuhmann bedient sich hierzu modernster Betriebstechniken. So verfügt sie auch über einen sog. "Glasboy", d.h. eine Art beweglichen Lift zum punktgenauen Einsetzen von großen Glasscheiben. Der "Glasboy" wurde aufgrund seines geringen Eigengewichtes, seiner kleinen Höhe von 1,95 m und seiner geringen Breite von 0,65 m speziell für enge Räume konstruiert. Er kann Scheiben bis 600 kg an seinem Seitensauger in ein Gebäude führen. Scheiben mit einem Gewicht von bis zu 800 kg können mit dem fest angebrachten, hydraulischen Zweikreis-Vakuumsystem problemlos gedreht und geschwenkt werden. Wo früher Gerüste, Kräne, Saugbatterien und viel Montagepersonal notwendig war, agiert heute der "Glasboy".

Flachglas in der Architektur ist ein zentrales Thema der Ausstellung. Schon seit dem Mittelalter wurden Fenster in Kirchen aufwendig mit bunten Glasfenstern gestaltet. Als "geläutertes Licht" verwiesen die bunt leuchtenden Fenster und ihre Reflexe auf das Göttliche. Heute ist die Restaurierung historischer Glasfenster ein wichtiges Thema des Denkmalschutzes wie auch ein anspruchsvolles Arbeitsfeld für Werkstätten wie die Bayerische Hofglasmalerei Gustav van Treeck aus München. Eben wurden von ihr die Fenster der Kirche Sankt Vitus in Schnaittenbach restauriert. Eine profane Restaurierungsaufgabe führt die Münchner Traditionswerkstatt gerade an den Fenstern des Maurischen Kiosks im Park von Schloss Linderhof durch. Neben diesem renommierten Projekt der Denkmalpflege entstehen bei van Treeck in enger Zusammenarbeit mit Künstlern auch zeitgenössische Glasmalereien. So das Fenster von Hella Santarossa in St. Andreas in München-Riem.

Gustav van Treeck, Entwurf Hella Santarossa
Gustav van Treeck, Entwurf Hella Santarossa
Werkstätten Gustav van Treeck, Entwurf Hella Santarossa


Das vielschichtige Thema "Glasmalerei" wird in der Exempla 2012 auch von den Derix Glasstudios aus Taunusstein vorgestellt. Das viel besprochene Fenster von Gerhard Richter für den Kölner Dom wurde von Derix Glasstudios ausgeführt. Der Eindruck des Fensters ist spektakulär. Ein riesiges abstraktes Bild, das fast wie eine bunte Pixelwand wirkt, entfaltet sich auf etwa 113 Quadratmetern. Es scheint zwischen den langen Streben des gotischen Maßwerks zu schweben. Die mittelalterliche Idee der Transzendenz des Lichts und der Diaphanie erfährt hier eine zeitgemäße Wiederbelebung. Die Platzierung der 11.500 Farbfelder überließ Gerhard Richter einem Zufallsgenerator, den er mit Daten fütterte. So erhielt er die Anordnung der 72 Farbtöne. Gerhard Richter nahm so gut wie keine Veränderungen am Generatorergebnis vor. Nur eine Hälfte des großen Glasfensters wurde vom Rechner "komponiert", die andere wurde dupliziert; sie ist das Spiegelbild des ersten Fensters.

Derix Glasstudios, Entwurf Gerhard Richter
Derix Glasstudios, Entwurf Gerhard Richter
      
Derix Glasstudios, Entwurf Gerhard Richter
Derix Glasstudios, Entwurf Gerhard Richter
Derix Glasstudios
Entwurf Gerhard Richter


Derix führte auch die Fenster im Machabäerchor und im Marienchor der romanischen Basilika St. Andreas in Köln aus, die Markus Lüpertz entwarf. Ornamentale und figurative Elemente verbinden sich in den farbenprächtigen Fenstern. Lüpertz griff bei den insgesamt zwölf Fenstern auf die traditionelle Bleiverglasung zurück, einer Technik, die im Moment nicht allzu populär ist, die aber ganz offensichtlich dem Lüpertz’schen Expressionismus und der archaischen Kraft seiner Malerei entgegenkam.

Die klassischen Techniken Guss und Schliff sind die großen Domänen der tschechischen und slowakischen Glaskunst. Zwei Präsentationen weisen in der Exempla 2012 auf diese Hochburgen des künstlerischen Glases hin. Die gezeigten Stücke der tschechischen Meister sind imposant und geben ein eindrucksvolles Bild über die längst legendäre hohe Qualität und überragende Stellung der tschechischen Glaskunst. Es sind skulpturale Werke aus Bleikristall von Stanislav Libenský - Jaroslava Brychtová, Frantisek Vízner, Peter Hora, Jan Exnar, Tomáš Hlavička, Bretislav Novak die in der Ausstellung zu sehen sind. Auch die slowakischen Glaskünstler arbeiten im Objektbereich wie die ausgestellten Werke von Oliver Leššo, Štepán Pala, Zora Palová, Eva Fiserová, Lukáš Mjartan und Patrik Illo belegen.

Tomás Hlavicka
Tomás Hlavicka
Tomáš Hlavička


Die Alexander Tutsek-Stiftung wurde im Jahr 2000 von Alexander Tutsek und Maria Fahrner-Tutsek als gemeinnützige Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft in München ins Leben gerufen. Mit der Gründung wollte man explizit das Thema Studioglas fördern und ein breites, repräsentatives Spektrum internationaler arrivierter, aber auch junger Künstler sammeln. In der Exempla 2012 werden ausgewählte Arbeiten der Stiftung gezeigt. Es sind Arbeiten aus Deutschland, Frankreich, Australien, Japan, China und den USA. Vor allem die Stücke aus China, keinem klassischen "Glasland", aber einem Land, das im Moment sehr viel Geld in die Glaskunst investiert und grandiose Werkstätten schafft, dürften auf großes Interesse stoßen. Sunny Wang, Guan Donghai und die in Deutschland lebende Yi Son zeigen Arbeiten dieses "Newcomers" im Glas und lassen für die Zukunft viel erwarten. Als deutsche Beiträge präsentiert die Stiftung ein Selbstporträt von Erwin Eisch aus dem Bayerischen Wald, dem Begründer der Studioglasbewegung in Deutschland, zudem Arbeiten von Christian Schmidt, Ann Wolff und Udo Zembok.

Ann Wolff
Ann Wolff
     
Erwin Eisch
Erwin Eisch
Ann Wolff
Foto: Hans-Joachim Becker
© Alexander Tutsek-Stiftung, München
Erwin Eisch
Foto: Hans-Joachim Becker
© Alexander Tutsek-Stiftung, München


Die monumentalen Glasgefäße des Niederländers Bert Frijns sind beeindruckend. Glas, Wasser, Licht und Bewegung sind die Themen, die er mit minimalistischer Einfachheit und ausgeprägtem Sinn für Poesie umsetzt. Das Zusammenspiel der skulpturalen Glasgefäße mit Licht und Raum sind wesentliche Merkmale seines künstlerischen Schaffens. Auf Dekor verzichtet er völlig. Technisch bewegen sich die Arbeiten auf höchstem Niveau. Bert Frijns arbeitet mit Industrieflachgläsern, die er in einem komplizierten Verfahren in eine Metallform absenkt und anschließend über zwei Tage hinweg abtempert. Die riesigen Becher-artige Gefäße aus milchig weißem oder transparentem Glas verströmen große Stille und Ruhe.

Bert Frijns
Bert Frijns
Bert Frijns


In einer Ausstellung über Glas darf ein Beitrag aus Murano nicht fehlen. In der Exempla 2012 geht es dabei vor allem um die traditionelle Reticelli-Technik, einem alten, venezianischen Verfahren, bei dem feine Glasfäden, die meist aus weißem Milchglas bestehen, auf eine durchsichtige Grundform eines Objektes eingeschmolzen werden. Durch Verdrehen der Glasfäden oder durch das Wiederholen mit einer anderen Fadenrichtung entstehen netzartige Muster, sogenannte „reticelli“. Diese Technik wird bis heute künstlerisch eingesetzt und zeitgenössisch interpretiert.

Tobias Møhl
Tobias Møhl
     
Ritsue Mishima
Ritsue Mishima Foto: Francesco Barasciutti
Tobias Møhl
Foto: Poul Ib Henriksen
Ritsue Mishima
Foto: Francesco Barasciutti


Wie unterschiedlich die Ergebnisse aussehen können veranschaulichen die Arbeiten von Lino Tagliapietra, dem legendären Maestro aus Murano, wie auch jüngerer Glaskünstler, meist seine Schüler. So beispielsweise Tobias Møhl aus Kopenhagen, Jeremy Wintrebert aus Paris und die auf Murano und in Kyoto lebende Ritsue Mishima. Bei Tagliapietra beherrscht ein Feuerwerk aus Farben und Netzmustern die Stücke, bei Wintrebert verselbstständigt sich die organische Form, als wäre sie noch warm und weich. Tobias Møhl übersetzt die Technik in eine skandinavische Formensprache und Ritsue Mishima vereinigt in ihren transparenten Objekten eine asiatische Formensprache mit italienischer Dynamik.

Jeremy Wintrebert
Jeremy Wintrebert
Jeremy Wintrebert


Wintreberts Stücke haben organische Formen, sie erinnern an reife, aufgeplatzte Früchte, über die sich eine lebendige Netzstruktur legt.

Sia Mai
Sia Mai
Sia Mai


Die dänische Glasgestalterin Sia Mai beschäftigt sich mit Gebrauchsglas, für das sie neue Formen kreiert. Sie möchte die alte Tradition der mundgeblasenen Gebrauchsgläser aufrecht erhalten und ihnen ein zeitgemäßes Erscheinungsbild schenken, was ihr vor allem auch durch reizvolle Farbspiele und Oberflächenstrukturen gelingt. Sia Mai entwirft und fertigt farblich fein aufeinander abgestimmte Gläser mit passender Karaffe, Sektflöten, Schalen und Behälter. Die Formen sind einfach, schlicht und praktisch, zugleich frisch und heiter; viele der Arbeiten sind stapelbar. Sie entwirft ihre Formen über Ton- oder Gipsformen, da ihr dies eine größere Gestaltungsfreiheit und direkte Umsetzung ihrer Ideen erlaubt.

Sylvie Vandenhoucke
Sylvie Vandenhoucke
Sylvie Vandenhoucke
Sylvie Vandenhoucke
Sylvie Vandenhoucke


Eine intensive Suche und Forschungsarbeit liegt den Pâte de Verre-Arbeiten der belgischen Glaskünstlerin Sylvie Vandenhoucke zugrunde. Dabei beginnt sie ihre Untersuchungen stets bei einer alten Technik, die sie aber hinsichtlich der Methoden und des Materials zeitgemäß umsetzt. Sie ergründet, technisch wie ästhetisch, neue Richtungen für Pâte de Verre und möchte das Material Glas an die Grenzen des Bekannten und Möglichen bringen. Für ihre Wandpaneele ordnet sie fragile Pâte de Verre-Schichten wie Fischschuppen übereinander. Es entstehen abstrakte Bilder mit textilen und zeichnerischen Qualitäten.

Frank Meurer
Frank Meurer Foto: Jelea Kollatsch
Frank Meurer
Frank Meurer Foto: Jelea Kollatsch
Frank Meurer
Fotos: Jelea Kollatsch


Zum Thema Überfang und Schliff wurde der in Zwiesel ausgebildete Glasgestalter Frank Meurer aus Karwitz eingeladen. Der junge Glaskünstler ist ein Meister der optischen Täuschung. Seine Arbeiten haben ein faszinierendes Farben- und Lichtspiel; irritierende Trompe-l’oeil-Effekte charakterisieren sie. Oft glaubt man zwei Dekore zu erkennen, obgleich nur einer wirklich existiert und gezeichnet ist. Meurers Schalen sind am Studioofen mundgeblasen und frei geformt. Er bevorzugt für seine neuesten Arbeiten die sogenannte Graal-Technik, eine Technik, die 1916 für die schwedische Glashütte Orrefors entwickelt wurde. Der erkaltete, mehrfach überfangene Glaskörper erhält durch Ätzen, Gravieren oder Bemalen ein Dekor. Der Rohling wird ein weiteres Mal erhitzt, in farbloses Kristallglas getaucht und in seine Form geblasen. Abschließend wird die Schale aufgesägt, der Rand geschliffen und poliert.

Glasfachschule Zwiesel
Glasfachschule Zwiesel
Glasfachschule Zwiesel
Glasfachschule Zwiesel
Glasfachschule Zwiesel


Ein wichtiger Beitrag der Exempla 2012 kommt aus der Staatlichen Fachschule für Glas in Zwiesel. Die Schule wird das Thema Glasbläser und Veredler abhandeln und den Bogen vom Hüttenglas zu den Themen Fusing und Glasschliff spannen. Der Apparatebau, d.h. die Fertigung von Glasvorrichtungen für Labor und Technik, wird vorgeführt wie auch Einblicke in den 2012 neu geschaffenen Schulzweig "Produktdesign Glas" gegeben werden. In Kooperation mit dem slowenischen Glasschmelzofenhersteller Pika wird in der Messehalle eine Hüttensituation installiert, in der Schüler und Glaskünstler dem Publikum ihre Fertigkeiten demonstrieren.

 

Glasschmelzofenhersteller Pika
Glasschmelzofenhersteller Pika
Glasschmelzofenhersteller Pika


Für die Besucher wird es ungewöhnliche Einblicke in Arbeitsbereiche geben, die unabdingbar für bestimmte Fertigungsprozesse sind. So wird ein Glasschmelzhafenmacher der Arzberger Firma Fastner die Herstellung eines Glasschmelzhafens zeigen. Es handelt sich dabei um tönerne Behältnisse, die das Herz in jedem Hüttenofen sind. In den Häfen erfolgt die Glasschmelze und folglich müssen sie über beste Ausführung und Qualität verfügen. Die Herstellung der zum Teil monumentalen Gefäße erfolgt teilweise noch händisch und mutet archaisch an. Der Ton wird nach und nach mit den Füßen in ein Holzfass gestampft, die Wand wird anschließend mit einer Art "Pilz" oder Stößel hochgeklopft. Ein in jeder Hinsicht beeindruckender Vorgang.

Glasschmelzhafenfabrik Fastner
Glasschmelzhafenfabrik Fastner
Hafenwechsel in der Glashütte Lamberts
Hafenwechsel in der Glashütte Lamberts
Glasschmelzhafenfabrik FastnerHafenwechsel in der Glashütte Lamberts


In seiner großen Formenvielfalt gehört der gläserne Christbaumbehang sicherlich zu den beliebtesten und bekanntesten Dekorationsformen der Weihnachtszeit. Als Zentrum für die Herstellung dieses Schmucks gilt Lauscha im Thüringer Wald. Seit 1597 wurde hier die Glasbläserei ausgeübt, bereits um 1770 drehte man Glasperlen. Magdolna Hähnlein und Dietbert Bätz, beide aus Lauscha, fertigen nach historischen Vorlagen und Formen Christbaumschmuck, der selbst den Weihnachtsbaum des schwedischen Königshauses ziert.

Exempla 2012 Magdolna Hähnlein
Magdolna Hähnlein, Lauscha Foto Eva Jünger
Frank Müller-Uri
Frank Müller-Uri
Glasbläserei Magdolna Hähnlein
Foto: Eva Jünger
Frank Müller-Uri


Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Deutschland mit der Herstellung künstlicher Augen, zunächst Stofftier- und Puppenaugen, begonnen. 1835 fertigte Ludwig Müller-Uri in Lauscha auf Anregung eines Augenarztes die ersten gläsernen Augenprothesen für Menschen. Der Glasprothetiker Frank Müller-Uri aus Lauscha ist ein Nachfahre des Erfinders der Glasaugen. Er zeigt in der Exempla 2012 die Herstellung dieser Prothesen. Die Kyolithrohlinge werden mit einer 800 Grad heißen Flamme vor der Lampe geblasen und in die gerundete Form gebracht. Dann wird ein Tropfen kristallines Glas aufgeschmolzen. Nach und nach setzt der Augenprothetiker weitere dünne Glasstäbe in den erforderlichen Farben und erarbeitet so in kleinsten Schritten die Prothese. Am Ende werden die roten Äderchen des Auges gezeichnet.

Die Ausstellung umfasst natürlich auch Aspekte der Denkmalpflege, wie die Herstellung und den Einbau von Antikgläsern, die energetische Sanierung von Altbaufenstern mit Isoliergläsern, aber auch neuen Fenstern, moderne Glasbautechniken des Glaserhandwerks und vieles mehr.

Mehr Informationen zur Handwerk & Design finden Sie unter ihm.de

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