Vizepräsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.
Vizepräsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.

Peteranderl: "Starke Binnenkonjunktur trägt durch das Jahr"Handwerk in Oberbayern weiter auf Wachstumskurs

29. Juli 2016

"Die oberbayerische Handwerkskonjunktur hat im 2. Quartal weiter Fahrt aufgenommen: Die gute Stimmung der Verbraucher, die maßgeblich von der stabilen Arbeitsmarktsituation und steigenden Löhnen getragen wird, hält an und sorgt auch bei den Betrieben für gute Laune", erklärte Handwerkskammervizepräsident Franz Xaver Peteranderl bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen. Neun von zehn Handwerksbetrieben rechnen auch im 3. Quartal 2016 mit einer guten oder mindestens befriedigenden Geschäftsentwicklung.

36 Prozent der Betriebe im Münchner und oberbayerischen Handwerk zeigten sich im 2. Quartal 2016 mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden, 53 Prozent bezeichneten sie sogar als gut. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Wert um drei Punkte. Die ohnehin schon hohe Betriebsauslastung stieg binnen Jahresfrist um einen Punkt auf 81 Prozent an. Auch die Auftragsbestände konnten im Berichtszeitraum um 0,3 auf 7,9 Wochen zulegen. Nach einer ersten Schätzung setzten die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk im 2. Quartal 2016 etwa 9,1 Milliarden Euro um. Dies entspricht einem nominalen Anstieg von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (real: +1,8 Prozent). Zum Ende des 1. Halbjahres waren in den oberbayerischen Handwerksbetrieben gut 298.000 Personen tätig. Binnen Jahresfrist wuchs die Beschäftigung damit um ein Prozent. 92 Prozent der befragten Betriebe erwarten, dass die Beschäftigung in den nächsten Monaten steigen oder zumindest gleich bleiben wird. Das sind zwei Punkte mehr als noch vor Jahresfrist. Im Vergleich zum Vorjahr legte die Investitionsneigung der Münchner und oberbayerischen Handwerksbetriebe im 2. Quartal 2016 um drei Punkte zu: 32 Prozent der Betriebe investierten geschätzte 278 Millionen Euro in neue Fahrzeuge, Maschinen oder Gebäude. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein Plus von 2,6 Prozent. Die Zahl der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk sank im 2. Quartal 2016 um 0,1 Prozent auf rund 79.100.

"Trotz der Brexit-Unsicherheit gehen wir davon aus, dass die starke Binnenkonjunktur in Verbindung mit steigenden staatlichen Ausgaben das Handwerk durch das gesamte Jahr tragen wird", betonte Peteranderl, "wir erwarten ein nominales Umsatzwachstum von mindestens 2,5 Prozent. Der reale Zuwachs dürfte bei einem Prozent liegen. Bei der Beschäftigung rechnen wir mit einem Plus von 0,9 Prozent, die Investitionen dürften um drei Prozent zulegen."

Große Sorgen bereitet dem Münchner und oberbayerischen Handwerk die im Raum stehende Einführung einer sog. "Blauen Plakette". Damit soll mittelfristig neben gering emittierenden Benzin-, Elektro- und Hybridfahrzeugen nur noch Dieselfahrzeugen mit geringen Emissionen die Einfahrt in belastete Gebiete - dazu gehört auch die Landeshauptstadt München - erlaubt werden. "Das ist starker Tobak für unsere Betriebe. Eine blaue Plakette würde laut ADAC rund 13 Millionen Dieselfahrzeuge aus den Innenstädten aussperren - ca. 90 Prozent des Bestands. Nicht auf dem Schirm scheinen Umweltverbände und Politik zu haben, dass dem Handwerk nach wie vor keine praxistauglichen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben als Benzin oder Diesel zur Verfügung stehen, die die Kriterien eines Handwerkerfahrzeugs in der Gewichtsklasse zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen erfüllen", kritisierte der Vizepräsident.

Eine Sonderumfrage der Handwerkskammer belegt die Brisanz des Themas: Dieselfahrzeuge spielen für 79 Prozent der Handwerker eine zentrale Rolle im betrieblichen Alltag. Entweder fahren sie selbst damit oder ihre Kunden bzw. Lieferanten sind zwingend darauf angewiesen. Im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe erreicht diese Quote sogar 90 Prozent und mehr. Der Landeshauptstadt kommt bei der Leistungserbringung der oberbayerischen Handwerksbetriebe eine besondere Bedeutung zu - daher träfe eine Verschärfung der Einfahrverbote drei von vier oberbayerischen Betrieben unmittelbar, weil sie in die Münchner Umweltzone Waren/Dienstleistungen liefern bzw. von dort beziehen. Daher überrascht es auch nicht, dass sich 31 Prozent der oberbayerischen Handwerksbetriebe bei der Einführung eines sofortigen Diesel-Einfahrverbotes in die Münchner Umweltzone in ihrer Existenz bedroht sehen. Weitere 31 Prozent müssten zumindest deutliche Umsatzeinbußen verkraften. Besonders dramatisch stellt sich die Situation für Münchner Handwerker dar: In der Landeshauptstadt stünde jeder zweite Betrieb vor dem Aus!

Nach Übergangsfristen vor der Einführung eines Diesel-Einfahrverbotes befragt, gaben zwei von drei Betrieben an, eine Modernisierung ihres Fuhrparks sei innerhalb von zwei Jahren nicht finanzierbar. Ein Drittel der Betriebe glaubt nicht daran, dass die Industrie überhaupt so schnell saubere Fahrzeuge oder Nachrüstungen zur Verfügung stellen kann. Gerade für mittlere Unternehmen mit fünf bis neun tätigen Personen wird die schnelle Umstellung zum Problem: in dieser Größenklasse ist die Fuhrparkmodernisierung für 80 Prozent nicht finanzierbar. "Bis zur Schaffung annehmbarer Alternativlösungen sind weitreichende Ausnahmeregelungen für unsere Betriebe erforderlich, um auch weiterhin innerstädtisches Leben zu ermöglichen", forderte Peteranderl.

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