Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.
Handwerkskammer für München und Oberbayern
Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.

Peteranderl: "Fortsetzung des Aufschwungs vorprogrammiert"Oberbayerisches Handwerk beendet 2016 sehr erfolgreich

19. Januar 2017

„Das oberbayerische Handwerk hat das Jahr 2016 sehr erfolgreich beendet. Hauptverantwortlich dafür ist die nach wie vor äußerst stabile Binnenkonjunktur. Dank gut gefüllter Auftragsbücher und lebhafter Ordertätigkeit ist eine Fortsetzung des Aufschwungs zu Jahresbeginn quasi vorprogrammiert“, erklärte Handwerkskammerpräsident Franz Xaver Peteranderl bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen. Die Stimmung in den Betrieben war im 4. Quartal 2016 ausgezeichnet, 90 Prozent schätzten ihre aktuelle Lage als gut oder befriedigend ein. Damit wurde das sehr gute Ergebnis des Vorjahreszeitraums (88 Prozent) noch einmal übertroffen. Besonders gut ist die Stimmung im Bau- und Ausbaugewerbe sowie beim Handwerk für den gewerblichen Bedarf.

Durch die lebhaften Auftragseingänge, die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im 4. Quartal 2016 noch einmal angezogen haben, ergaben sich Rekordwerte bei der Orderreichweite. Die Betriebe haben im Schnitt Bestellungen für sieben Wochen in ihren Büchern, 0,9 Wochen mehr als im gleichen Vorjahresquartal. Einen höheren Wert zum Jahresende verzeichnete das oberbayerische Handwerk letztmals während der Wiedervereinigung. Auch die Auslastung klettert stetig nach oben. Zum Jahresende erreichte sie überdurchschnittliche 82 Prozent. Gegenüber dem 4. Quartal 2015 bedeutet dies noch einmal einen Anstieg um zwei Prozentpunkte. Der weiterhin starke Arbeitsmarkt und Einkommenszuwächse lassen keine Eintrübung des Konsums erwarten. Demzufolge rechnen auch 88 Prozent aller befragten Betriebe in Oberbayern mit einem mindestens befriedigenden Jahresauftakt 2017 (plus ein Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr).

Erneutes Umsatzwachstum für 2017 erwartet

Insgesamt setzte das oberbayerische Handwerk 2016 ca. 37 Milliarden Euro um. Das ist ein Zuwachs von nominal etwa 3,5 Prozent. Rechnet man die Preissteigerung heraus, verbleibt ein Plus von ca. zwei Prozent. Aufgrund der starken ersten Jahreshälfte waren im Durchschnitt rund 297.300 Personen bei den Handwerksbetrieben im Kammerbezirk beschäftigt (plus 0,7 Prozent). Somit entstanden im oberbayerischen Handwerk im vergangenen Jahr mehr als 2.000 neue und zusätzliche Arbeitsplätze. 2016 investierten Oberbayerns Handwerksbetriebe ungefähr eine Milliarde Euro in neue Maschinen, Gebäude und Fahrzeuge, ein Anstieg von drei Prozent. Die Zahl der Handwerksbetriebe in Oberbayern lag zum Jahresende 2016 bei etwas mehr als 79.400 und damit knapp unter Vorjahresniveau (minus 0,1 Prozent).

Für 2017 erwarten die Konjunkturexperten der Handwerkskammer ein nominales Umsatzwachstum zwischen zwei und drei Prozent. Bei der Beschäftigung rechnen sie mit einem leichten Plus von 0,3 Prozent, die Investitionen dürften um etwa 2,5 Prozent steigen.

Fachkräftemangel drängendstes Problem im Handwerk

„Mit den vermeldeten Zahlen kann das oberbayerische Handwerk sehr zufrieden sein. In den letzten zehn Jahren ist es uns nur zweimal gelungen, mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Schritt zu halten. 2016 war dies wieder der Fall“, betonte Peteranderl. Und das, obwohl der leer gefegte Fachkräftemarkt ein noch höheres Wirtschaftswachstum im arbeitsintensiven Handwerk verhindert hat. Der Fachkräftemangel ist nach wie vor auch das drängendste Problem für die Handwerksbetriebe: Laut einer Ende 2016 im Kammerbezirk durchgeführten Sonderumfrage sind nur noch in jedem zweiten Betrieb alle Stellen besetzt. Der Anteil der Betriebe, deren Entwicklung durch den Personalmangel ernsthaft gebremst wird, liegt mittlerweile bei 23 Prozent. Um diesem Problem zu begegnen, wendet das Handwerk verschiedene Strategien an: In jedem zweiten Betrieb sind Überstunden erforderlich, damit alle Aufträge abgearbeitet werden können. Dies kann allerdings kein Dauerrezept sein. 45 Prozent sehen in verstärkten Ausbildungsbemühungen ein geeignetes Mittel. 2016 wurden im oberbayerischen Handwerk 9.615 Lehrverträge geschlossen – das entspricht dem Vorjahresniveau.

Sorgen bereiten den Handwerkern die drohenden Zufahrtsbeschränkungen in die Umweltzonen der Städte. Der Kammerpräsident: „Die Aussperrung von Handwerkerfahrzeugen aus München wäre die größtmögliche Katastrophe für unseren Wirtschaftsbereich. Auch eine City-Maut oder Pförtner-Ampelschaltungen würden dem Wirtschaftsverkehr massiv schaden.“ Angesichts der Alternativen wäre die Einführung der „Blauen Plakette“ für das Handwerk das kleinere Übel. „Allerdings nur, wenn die Landeshauptstadt unseren Betrieben ausreichend lange Übergangsfristen garantiert, die sich an der Nutzungsdauer von Dieselfahrzeugen orientieren. Außerdem brauchen wir die Zusicherung der Fahrzeughersteller, dass die Euronorm-6-Fahrzeuge die versprochenen Grenzwerte dann auch wirklich einhalten“, forderte Peteranderl.

Mit Blick auf die Fußgängerzone in der Sendlinger Straße sagte der Kammerpräsident: „Wir haben mehrfach davor gewarnt, dass die Mieten für ansässige Geschäfte und Gewerbetreibende steigen werden, dass Handwerker, die dort ihren Sitz haben, in ihren Geschäftsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Diese, für unsere Mitgliedsbetriebe entscheidenden Punkte, müssen in der Evaluierung unbedingt abgefragt werden, um sich ein abschließendes Bild machen zu können.“