Rolf Göbels, GFWH GmbH

Handwerkstrends 2026: Nur sehr gedämpfter OptimismusPeteranderl: "Die Wirtschaftspolitik muss stärkere Prioritäten für unsere Betriebe setzen"

18. Dezember 2025

Das oberbayerische Handwerk geht mit sehr gedämpftem Optimismus ins kommende Jahr. Die Unternehmen sind offenbar nicht davon überzeugt, dass die so genannten „Sondervermögen“ der Bundesregierung einen spürbaren Konjunkturschub auslösen werden. Das lässt sich aus der jährlichen Umfrage der Handwerkskammer unter mehr als 200 zufällig ausgewählten Betrieben aus Oberbayern ablesen. Darin wurden die Handwerkerinnen und Handwerker u.a. gefragt, wie sie ihre wirtschaftliche Lage einschätzen und was die größten Herausforderungen sind. Für 2026 liegt der Anteil der Betriebe, die steigende Umsätze erwarten, bei lediglich 18 Prozent – zwei Punkte mehr als im Vorjahr. Mit Einbußen rechnen dagegen 39 Prozent – ein Punkt mehr als vor Jahresfrist. 43 Prozent gehen von stabilen Geschäften aus. Das sind drei Punkte weniger als Ende 2024. 32 Prozent (plus einen Punkt) rechnen im kommenden Jahr mit sinkender Beschäftigung, nur jeder zehnte plant mit einem Personalaufbau (minus vier Punkte). Diese generelle Skepsis mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung ist auch ein Grund dafür, dass sich viele Betriebe mit Investitionen zurückhalten. Das wiederum führt Kammerpräsident Franz Xaver Peteranderl auch auf die Sorge vieler Unternehmer zurück, dass der Staat mit seiner Ausgabenerhöhung im kommenden Jahr lediglich den Konsum anregen könnte: „Jeder eingesetzte Euro muss Zukunft sichern, Wachstum schaffen und Wertschöpfung fördern. Konsum allein löst keine Standortprobleme. Die Wirtschaftspolitik muss stärkere Prioritäten für unsere Betriebe setzen.“ So müsse beispielsweise stärker in Straße und Schiene investiert werden. Laut einer IW-Studie leiden nämlich 58 Prozent der Handwerksunternehmen deutlich unter den Defiziten im Straßenverkehr.

Den Fachkräftemangel sieht Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers weiter als akutes Problem: „Der leichte Beschäftigungsabbau im oberbayerischen Handwerk hat in diesem Jahr vor allem demografische Gründe. Immer mehr Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen scheiden aus dem Berufsleben aus und können nicht adäquat ersetzt werden.“ Im Jahr 2026 dürfte die Beschäftigung laut Prognose der Kammer weiter leicht sinken. Dies führt dazu, dass 62 Prozent der Betriebe nicht alle Kundenanfragen annehmen können. 44 Prozent wollen den Personalmangel mit Mehrarbeit auffangen, 36 Prozent der Handwerker versuchen mit anderen Betrieben zu kooperieren, die noch freie Kapazitäten haben. Die Umfrage zeigt, dass die Unternehmen vor allem mit flexiblen Arbeitszeitmodellen (47 Prozent) und finanziellen Anreizen (45 Prozent) bei potenziellen Fachkräften punkten bzw. die bereits vorhandenen im Betrieb halten wollen. Flankiert wird dies mit dem stetigen Höherqualifizieren des eigenen Personals (31 Prozent) und dem Bestreben, ältere Beschäftigte länger im Unternehmen zu halten (31 Prozent) . 18 Prozent wollen auf Fachkräfte aus dem Ausland zurückgreifen, um den Bedarf an Mitarbeitern zu decken. Wie wichtig es für das Handwerk ist, den Nachwuchs im eigenen Betrieb auszubilden, belegt die Umfrage ebenfalls: 41 Prozent wollen die eigene Ausbildung verstärken.

Die Liste der größten Herausforderungen führt die Bürokratiebelastung mit 76 Prozent weiterhin unangefochten an. Trotz aller politischen Ankündigungen und Bemühungen ist die Fülle an Auflagen und Regeln das zentrale Problem im betrieblichen Alltag. Peteranderl betont: „Der Freistaat hat viele wichtige und richtige Weichen in puncto Bürokratieabbau gestellt. Nun müssen Brüssel und Berlin nachziehen.“ Dringenden Handlungsbedarf sieht der Kammerpräsident auch beim Thema Steuern und Abgaben (mit 68 Prozent auf Platz 2), den Lohnzusatzkosten (mit 47 Prozent auf Platz 3) sowie den hohen Energie- und Rohstoffpreisen (40 Prozent). „Die Bundesregierung muss 2026 dafür sorgen, dass auch das Handwerk bei den Stromkosten entlastet wird.“

Beitrag von Alexander Tauscher:

hwkmuenchen · HANDWERKSTRENDS 2026 - DR. FRANK HÜPERS ZUM UMFRAGEERGEBNIS

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