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EU-Nachhaltigkeitsbürokratie belastet auch das Handwerk

6. April 2023 Statement von Präsident Peteranderl

„Kleine und mittlere Unternehmen des Handwerks fallen eigentlich nicht direkt in den Anwendungsbereich der Berichts- und Nachweispflichten, die auf europäischer Ebene Kapitalströme in nachhaltige Investments lenken sollen. Dennoch werden immer mehr von ihnen belastet“, bemängelt der Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern Franz Xaver Peteranderl und fordert ein Bürokratie-Entlastungsprogramm für kleine und mittlere Unternehmen.

Nachhaltigkeitsberichterstattung belastet auch Handwerk

Anlässlich einer Podiumsdiskussion in Brüssel zum Themenkomplex „Sustainable Finance“ wies Präsident Peteranderl darauf hin, dass durch die Ausweitung der Nachhaltigkeitsberichterstattung im Bereich großer Unternehmen mittelbar auch immer mehr kleine und mittlere Handwerksbetriebe, die als Zulieferbetriebe für berichtspflichtige Unternehmer agieren, ausführlichen Berichterstattungspflichten nachkommen müssen. So werden Berichtspflichten beispielsweise an Kfz-Zulieferer, Bäckereien, die an Kantinen von Großbetrieben liefern, oder Gebäudereiniger mittels umfangreicher Fragebögen weitergereicht.

Kreditvergabe an KMU darf nicht erschwert werden

Probleme drohen auch im Rahmen der Kreditvergabe. Denn auch Kreditinstitute müssen den ausgeweiteten Berichtspflichten nachkommen und ab 2024 als neue Taxonomie-Kennzahl die sogenannte Green Asset Ratio (GAR) vorlegen. Diese belegt, wie viel Prozent der vergebenen Kredite „grün“ sind. Durch die Konstruktion des Green Asset Ratio werden Kredite an KMU de facto mit „braunen“ Aktivitäten gleichgesetzt. Ohne Nachweisführung zur eigenen Nachhaltigkeit wird damit die Finanzierung im Mittelstand erheblich erschwert. Zusätzlich rücken ESG („Environmental, Social, Governance“) Kriterien bei der Kreditvergabe immer mehr in den Fokus und knüpfen Kreditkonditionen verstärkt an Nachhaltigkeitskennzahlen. Deshalb ist auch für kleine und mittlere Unternehmen bei der Kreditfinanzierung mit zusätzlichen Anforderungen und Offenlegungspflichten zu rechnen.

Einfache Nachhaltigkeitsnachweise für Handwerk schaffen

Detaillierte Nachhaltigkeitsnachweise sind für kleine und mittlere Unternehmen des Handwerks aber oftmals nicht umsetzbar. Handwerksunternehmen benötigen schlanke Verfahren, um die Informationsbedürfnisse der Auftraggeber und Banken befriedigen zu können. Das darf nicht mehr sein als eine standardisierte digitale Checkliste mit wenigen Kennzahlen, die problemlos erhoben werden können.



 

Robert Fleschütz

Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik, Statistik

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