Meister der Moderne 2009

Internationale Handwerksmesse 11. - 17. März 2009
Sonderschau Meister der Moderne



Die hochkarätige Sonderschau "Meister der Moderne" auf der Internationalen Handwerksmesse 2009 zeigt auch in diesem Jahr wieder eine Auswahl der besten Arbeiten international renommierter zeitgenössischer Kunsthandwerker. Die "Meister der Moderne" sind handwerkliche Gestalter, die nach einer fundierten Ausbildung unbeirrt ihren Weg gegangen sind, nach ihrer eigenen Formensprache suchten und ihren Stil gefunden haben. Einige Aussteller präsentieren wir in München zum ersten Mal mit großartigen neuen Werken, andere stellen wir nach einigen Jahren wiederum mit ihren aktuellsten Arbeiten vor. Viele Teilnehmer der Sonderschau Meister der Moderne wurden mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet.


Der Schwerpunkt der diesjährigen Sonderschau liegt auf den Werkbereichen Glas und Keramik. Gleichzeitig steht die komplexe Gruppe "The Golden Fleece" von Giovanni Corvaja aus Italien im Zentrum der Präsentation. Aber auch die Beiträge der Silberschmiede  aus Deutschland, Australien und Großbritannien versprechen eine spannende Auseinandersetzung mit dem Material.


Insgesamt sind 34 Künstler aus zehn Ländern eingeladen, ihre formvollendeten Arbeiten aus den Bereichen Glas, Keramik, Metall, Schmuck, Textil vorzustellen.

 

Werkbereich Glas


Stěpán Pala



Stěpán Pala ist einer der bedeutendsten Glaskünstler der Slowakei, zählt allerdings in Deutschland noch zu den unbekannteren Künstlern. 1944 geboren, studierte er zunächst Glas-Design und arbeitete als Glastechniker, bevor er an der Akademie der Bildenden Künste in Bratislava Glas in der Architektur studierte. Er ist seit 1975 freischaffend tätig, hatte eine Gastprofessur an der University of Sunderland in Großbritannien inne und hat wichtige Preise und Auszeichnungen gewonnen.

Stěpán Pala lebt und arbeitet in Bratislava.


Stěpán Pala arbeitet mit gegossenem, farbigen Glas. Seine großen, raumgreifenden Glasskulpturen sind stark architektonisch ausgerichtet und bestechen durch ihre strenge Linienführung und die glatte, sich spiegelnde Oberfläche, die je nach Lichteinfall die spannendsten Bilder offenbart.


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Stěpán Pala, Spiral Growth, Glas, gegossen, geschliffen, poliert, Höhe ca. 100 cm



Tora Urup

Tora Urup, 1960 in Kopenhagen geboren, war von 1982 - 1983 Assistentin am Ceramics Studio Sugi in Tokoname, Japan, studierte von 1984 bis 1989 an der School of Applied Art in Kopenhagen und schloss am Royal College of Art in London ab.

Die geblasenen Glasschalen der Dänin sind in feinen und vibrierenden Farben aufgebaut. Dünne opake und dicke transparente Glasschichten liegen übereinander. Dabei entstehen in der jeweiligen Zusammensetzung der Farbe und Dicke des Materials Gefäße, die in ihrem Volumen auf den Betrachter sehr unterschiedlich wirken. Manchmal scheinen die inneren dünnen, farbigen Glasschichten ohne Verbindung in ihrer Außenschale zu schweben. Die polierte Oberfläche erschwert die Zuordnung und Wahrnehmung zusätzlich.

Die Künstlerin experimentiert mit Proportionen und dem konventionellen Verständnis traditioneller Glasschalen. Das Farbverhältnis innerhalb einer Schale, aber auch die Farbwirkung der einzelnen zusammen angeordneten Schalen interessiert Tora Urup im besonderen.

Tora Urup hat zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Stipendien gewonnen, unter anderem The Danish Artcouncil three year grant 1999 oder den Kunstforeningen af 14. August Award 2008. Die Glasschalen Tora Urups sind in vielen internationalen Galerien ausgestellt.

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Tora Urup, Glasschale schwarz-weiß, Durchmesser ca. 26 cm

Julius Weiland

Julius Weiland, geboren 1971, arbeitet mit industriell gefertigten Glasröhrchen, die er schneidet, verformt und zu neuen Formen und Objekten aneinander schmilzt. Seine Arbeiten lassen an schwebende Glasteppiche denken, an wabenartig zusammengefasste Körper. Je nach Lichteinfall und Dichte der Glasteile erzeugt Weiland facettenreiche Schattierungen von Grüntönen, weißen und transparenten Farbspielen. Die Werke sind im besten Falle raumprägend.


Julius Weiland lebt und arbeitet heute in Berlin, von 1995 bis 2001 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste Hamburg bei Ann Wolff und Katsuhito Nishikawa.


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Julius Weiland, "Frozen Light", Glas, Glasröhrchen verschmolzen, 70 x 35 x 15 cm, 2008

 


Werkbereich Keramik


Henk Wolvers

Der holländische Keramiker Henk Wolvers widmet sich seit über 20 Jahren ausschließlich dem Porzellan. Seine Konzentration und sein unermüdliches Streben nach neuen Ausdrucksformen, die er dem Material entlockt, haben ihn zu einem wahren Meister werden lassen. Seine Arbeiten sind konsequent, das Zusammenspiel der feinen Porzellanschale, die an Papier erinnert, und die zarte blaue Zeichenführung sind beeindruckend. Wasser, Landschaftsformationen, Wellen und Wolkenlinien assoziiert der Betrachter mit dem Liniengeflecht. Die Lichtdurchlässigkeit der dünnen Haut fasziniert ihn, zum Teil durchbricht er sie und schafft neue Strukturen, die an Textil denken lassen.

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Henk Wolvers, Gefäß, Porzellan, Höhe ca. 19 cm


 

Werkbereich Schmuck


Giovanni Corvaja

Giovanni Corvaja präsentiert als absolute Weltpremiere in München der Öffentlichkeit Arbeiten aus seinem Werkzyklus "The Golden Fleece", Brosche, Ring, Armschmuck und Halsschmuck. Die Besonderheit und Exklusivität der Gruppe wird dem Betrachter auf den ersten Blick deutlich, feinste Goldfäden werden zu einem dichten "Pelz" verbunden und bestechen durch ihre unglaublich haptische Oberfläche und Struktur.

Schon vor 12 Jahren hatte der berühmte italienische Goldschmied die Idee für die Kollektion "The Golden Fleece". In den 90er Jahren gelang es ihm mit einem eigens entwickelten Werkzeug feinste Gold- und Platinfäden zu ziehen, die nur ein Fünftel eines menschlichen Haares messen. Eine völlig neue Möglichkeit in der Schmuckgestaltung eröffnete sich ihm, kostbarste Metalle wurden zu feinsten Fasern. Wie ein Fell in unterschiedlichen Abstufungen an Länge und Dichte knüpfte er die Drähte zu den Schmuckstücken zusammen, die auch von der Rückseite durch ihre Perfektion des Platingranulats bestechen.

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Giovanni Corvaja, The Golden Fleece, Armschmuck, Detail und Ring


Die außergewöhnliche, absolut einzigartige Arbeit, die Verkörperung eines Mythos, wird noch anschaulicher, wenn man den Armschmuck in Zahlen betrachtet: Allein an diesem Schmuckstück hat Giovanni Corvaja 1300 Stunden gearbeitet und 28 km feinsten, fast unsichtbaren, selbst gezogenen Goldfaden verarbeitet. Der Armschmuck ist aus 1.241.854 einzelnen Goldfäden und 4000 Platingranulaten komponiert und wiegt 324 g.


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Giovanni Corvaja, The Golden Fleece, Brosche


Giovanni Corvaja, geboren 1971, studierte in Padua bei Franceso Pavan und am Royal College of Art London. Seit 2005 ist er freischaffend tätig und kann auf über 150 Einzel- und Gruppenausstellungen zurückblicken. Seine Arbeiten sind weltweit in den wichtigsten Sammlungen zu vertreten. 1992 hat er, neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen, den Bayerischen Staatspreis, 1997 den Herbert Hofmann-Preis gewonnen.

Werkbereich Metall


Julie Blyfield

Die Gefäße aus Silber, Bronze und Kupfer der Australierin Julie Blyfield sind an Pflanzenformen und botanischen Strukturen orientiert. Ihre fein ausgearbeiteten Schalen bestechen durch ihre haptische Oberfläche, die die Zartheit von echten Blättern und organischen Texturen aufnehmen und auch in ihrer Farbigkeit den Betrachter das Vegetabile spüren lassen. Der gewollt unregelmäßige Farbauftrag und die Farbvariationen der Gefäße erreicht Julie Blyfield durch Emailschichten, die sie mittels eines Sprays aufträgt, dann patiniert und mit einer dünnen Silikonwachsschicht überzieht.

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Julie Blyfield, Gefäßgruppe, Silber, Bronze, Kupfer, Email



Annette Zey



Die Schalen von Annette Zey sind aus Modulen entwickelt. Die Bausteine werden aus Kupfer gelötet, zu einem lockeren Gewebe zusammengefügt und zum Teil schwarz patiniert. Es entstehen Schalen, die Innen und Außen unterschiedlich aussehen mit vielfältigen Durchblicken und Überschneidungen. Die neue Gruppe "Modulschalen", die die Künstlerin für "Meister der Moderne" geschaffen hat, beschäftigt sich mit Topografien unterschiedlicher Landschaften, zu denen Annette Zey einen persönlichen Bezug hat. Topografische Karten dienen als Grundlage, sei es als Ausschnitt einer Landschaft mit ihren Erhöhungen und Senken oder als ganze Form, wie beispielsweise eine Inselform. Die unterschiedlichen Materialstärken nehmen die reliefartige Kartentopografie auf.


Annette Zey, Jahrgang 1964, hat ihre Ausbildung zur Silberschmiedin an der Zeichenakademie Hanau und an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg absolviert. Seit 1997 hat sie ihr eigenes Atelier in Nürnberg und hat u.a. den Hessischen Staatspreis 2002 und den Bayerischen Staatspreis 2006 gewonnen.



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Annette Zey, Schale49°45N11°26Ob, Kupfer gelötet, patiniert, Durchmesser 24 cm


Chien-Wei Chang



Chien-Wei Chang, 1971 in Taiwan geboren, kombiniert asiatisch anmutende Besteck-Formen von Löffeln oder kleinen Schaufeln, die er in Silber ausarbeitet, mit Bambus- oder Ebenholzgriffen. Die Löffel wirken auf der einen Seite rustikal im besten Sinne, gleichzeitig durch die feine Ausarbeitung und das Silber überaus edel. Die Löffel sind an taiwanesischen Erntegeräten orientiert, die Laffen in ungewöhnlichen Winkeln angebracht, die die Benutzung einzigartig werden lassen. Die charakteristische Bambusform, die in Taiwan als Zeichen für Bescheidenheit gilt,  nimmt der Künstler auch in seinen Gefäßen auf.


Chien-Wie Chang hat in London seine Ausbildung als Silberschmied an der Metropolitan University und an der Guildhall University absolviert.

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Chien-Wie Chang, Löffel-Serie, Bambus, Ebenholz und Silber


 

Werkbereich Textil



Eva Schjølberg

Eva Schjølberg, geboren 1959 in Oslo, ist Mitglied der Norwegian Association of Arts and Crafts, der Norwegian Visual Artists Association, der Association of Norwegian Sculptors und der Norwegian Textile Artists. Ihre Arbeiten sind raumgreifende Installationen, welche die Grenzen zwischen angewandter und bildender Kunst verschwimmen lassen.


In ihrer neunteiligen weißen Installation nimmt die Norwegerin die Idee eines Wasserfalls auf. Gefaltete Textilelemente unterschiedlicher Länge und Größe sind auf Metallstangen montiert, die durch ihre Krümmung das Bild von bewegten Tropfen erzeugen.

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Eva Schjølberg, Installation, Nylon und Stahlstäbe, Höhe ca. 270 - 310 cm


 

Werkbereich Holz


Liam Flynn

Der 1969 in Irland geborene Liam Flynn ist ein Meister im Drechseln von Holzgefäßen. Seine dünnwandigen Gefäße sind in ihrer Formensprache schlicht, zugleich edel und zurückhaltend. Aus Eiche oder Esche, zum Teil gekalkt, drechselt er seine Zylinder und Schalen, deren Holzmaserung immer sichtbar und somit Gestaltungselement sind.

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Leitung: Wolfgang Lösche

Organisation: Elke-Helene Hügel