Handwerkskammer für München und Oberbayern
Vollversammlung Juli 2025

Vollversammlung der HandwerkskammerPeteranderl: „Für unsere Betriebe bleibt es schwierig“

1. Juli 2025

„Auch 2025 wird für unsere Betriebe ein schwieriges Jahr“, prognostizierte Kammerpräsident Franz Xaver Peteranderl bei der Vollversammlung der Handwerkskammer und verwies auf die Unsicherheit in vielen Branchen. „Die Zulieferer beispielsweise leiden schon seit Jahren unter der rückläufigen Industrieproduktion und auch die Situation im Wohnungsbau bleibt schwierig.“ In diesem Jahr rechnet die Kammer erneut mit einem Rückgang bei Umsatz und Beschäftigung. „Die deutsche Wirtschaft braucht dringend Wachstumsimpulse“, forderte Peteranderl. Das verabschiedete Investitionspaket der Bundesregierung beurteilt der Kammerpräsident zwar positiv, mahnt aber auch: „Die Gelder dürfen nur für zusätzliche Investitionen ausgegeben werden und nicht in Maßnahmen fließen, die ausschließlich den Konsum stimulieren sollen.“ Damit ein Wirtschaftsaufschwung entsteht, der sich selbst trägt, müssen zusätzlich tiefgreifend Strukturreformen folgen. Als Beispiel nannte Peteranderl die überfällige Senkung der Sozialversicherungsbeiträge auf unter 40 Prozent.

Der Kammerpräsident betonte, dass neben der Bundes- und EU-Politik auch die Rahmenbedingungen vor Ort entscheidend für die Betriebe seien. Im Großraum München sind das beispielsweise die Parkflächen für Handwerker. „Auf unsere Initiative hin hat die Landeshauptstadt einen Modellversuch gestartet, damit unsere Betriebe zumindest theoretisch die Chance haben, einen Parkplatz zu finden, wenn sie beim Kunden Dienstleistungen erbringen. Längerfristig sollen speziell für Handwerker geschaffene Parkplätze über eine App gebucht werden können“, so Peteranderl. Zugleich kritisierte er Pläne der Stadt, wonach die Sondernutzungsgebühren für Baustelleneinrichtungen teilweise drastisch erhöht werden sollen. Diese werden erhoben, wenn öffentliche Flächen für baustellenbezogene Zwecke genutzt werden. Auch Bußgelder bei Stillstand auf Baustellen sind im Gespräch. Der Kammerpräsident: „Je mehr die Landeshauptstadt unseren Betrieben die Arbeit erschwert und sie mit steigenden Gebühren belastet, desto weniger Betriebe werden sich finden, die z.B. den enormen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum decken und dringend nötige Arbeiten an der Infrastruktur ausführen. Vor dem Hintergrund der Olympiabewerbung bewegt sich die Stadtspitze mit dieser handwerksunfreundlichen Vorgehensweise auf einem schmalen Grat.“

Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers ging in seiner Rede vor der Vollversammlung auf die Entwicklung am Ausbildungsmarkt ein. Bis zur Jahresmitte wurden im oberbayerischen Handwerk rund 3.800 neue Lehrverträge geschlossen – 5,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. „Diese Entwicklung ist sehr positiv. Ich bin optimistisch, dass wir bis zum Beginn des Ausbildungsjahres im Herbst endlich wieder die Ausbildungszahlen der Vor-Corona-Zeit erreichen werden“, betonte Hüpers. Mit Blick auf die Herkunftsländer der Auszubildenden verwies der Hauptgeschäftsführer darauf, dass sich zuletzt auch vermehrt junge Menschen aus Vietnam für eine Ausbildung im Handwerk entschieden haben. Davon profitiert in erster Linie das Lebensmittelandwerk. „Die vietnamesischen Auszubildenden werden von den Betrieben und Berufsschulen als sehr motiviert und leistungsbereit beschrieben“, berichtete Hüpers.

Hüpers warnte die Politik davor, das deutsche Anerkennungssystem für Berufsabschlüsse zu zentralisieren: „Unser bestehendes, dezentrales Leitkammersystem im Handwerk hat sich bestens bewährt. Wir bieten eine größtmögliche Nähe zu den Antragstellern und Betrieben vor Ort. Der persönliche Ansprechpartner bleibt während des kompletten Prozesses gleich. Unser lernendes Anerkennungssystem ermöglicht effiziente und zeitnahe Entscheidungen. Die Bearbeitungsfristen werden grundsätzlich eingehalten. Und auch bei den Gebühren sind wir um rund die Hälfte günstiger als die Konkurrenz.“

Die Vollversammlung ist das oberste Organ der Handwerkskammer. Ihre Mitglieder, bestehend aus selbstständigen Handwerkern und Arbeitnehmern, vertreten die Interessen der gut 80.400 oberbayerischen Handwerksbetriebe mit rund 308.000 Beschäftigten.

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