Vollversammlung Juni 2023
Michael Schuhmann

Vollversammlung"Tiefgreifende Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft"

27. Juni 2023

Die Energiewende, die Anforderungen an den Klimaschutz, die Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz sowie der gravierende Fachkräftemangel stellen den Wirtschaftsstandort Deutschland grundsätzlich auf den Prüfstand. „Mit den üblichen konjunkturellen Schwankungen haben diese Veränderungen nur wenig zu tun. Wir erleben aktuell Umbrüche, die dauerhaft zu tiefgreifenden Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft führen werden und auf die sich auch das Handwerk einstellen muss“, machte Präsident Franz Xaver Peteranderl in seiner Rede vor der Vollversammlung der Handwerkskammer deutlich und fügte hinzu: „Die Auswirkungen auf Wirtschaft und Mittelstand müssen deshalb die volle Aufmerksamkeit der Politik bekommen und bei allen politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.“

Mit Blick auf das Thema Energie warnte der Kammerpräsident vor dem derzeit diskutierten „Industriestrompreis“. Er verwies darauf, dass viele kleine und mittlere Handwerksunternehmen im Wettbewerb mit der Industrie stehen. Für das Handwerk berge ein Industriestrompreis daher enorme Risiken. Es dürfe keine Wettbewerbsverzerrungen geben: „Entlastungen der Industrie dürfen keinesfalls über zusätzliche Belastungen kleiner und mittlerer Unternehmen gegenfinanziert werden.“ Erleichtert zeigte er sich über das Einlenken der Bundesregierung beim wochenlang strittig diskutierten Gebäudeenergiegesetz. „Die nun in Aussicht gestellten Leitplanken bringen das Gesetz erheblich näher an die Realität. So muss zuerst eine kommunale Wärmeplanung vorliegen, an der sich Verbraucher aber auch Handwerksbetriebe orientieren können. Das war eine unserer zentralen Forderungen.“ Peteranderl blickte auf der Vollversammlung auf die konjunkturelle Entwicklung im Kammerbezirk zurück. Bereinigt um die Inflation gingen die Umsätze im ersten Quartal um gut ein Prozent zurück. Auch die Zahl der Beschäftigten sank etwa in diesem Umfang. Diese Tendenz dürfte sich im zweiten Quartal fortgesetzt haben. Der Kammerpräsident sprach außerdem ein Thema an, dass viele kleinere Handwerksbetrieben stark beschäftigt – die Rückzahlung zu viel bezahlter staatlicher Corona-Hilfen. Die bayerische Staatsregierung habe gewisse Erleichterung angekündigt, so der Kammerpräsident. Außerdem könne die Rückzahlung auch ganz erlassen werden. Dies sei jedoch an genau festgelegte Betriebskenngrößen gekoppelt. Entsprechende Anträge können ab sofort gestellt werden.

Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers ging in seiner Rede vor allem auf die Themen Fachkräfte und Ausbildung ein. Bei der Zahl der Neuabschlüsse von Lehrverträgen befinde man sich noch deutlich unter dem Niveau der „Vor-Corona-Jahre“, sagte Hüpers. Allerdings zeigten die Ausbildungszahlen in diesem Jahr bislang nach oben. Auch der Frauenanteil bei den Lehrlingszahlen sei wieder gestiegen. In diesem Zusammenhang erinnerte Hüpers an die vielen Aktionen, die die Kammer im Rahmen des verpflichtenden „Tag des Handwerks“ für Schulen schon organisiert habe. Diese reichen von Ausbildungsmessen bis hin zu kompletten Aktionstagen. Rund 70 Veranstaltungen werde die Handwerkskammer in diesem Jahr stemmen – dank der Hilfe von Innungen, Kreishandwerkerschaften und Verbänden. Hüpers: „Wir haben vor Ort vielfach hervorragendes Feedback erhalten – sowohl von den Betrieben und Schulen, als auch von den jungen Menschen selbst.“

Erfreut zeigte sich der Hauptgeschäftsführer auch über die von der Staatsregierung angekündigte Übernahme der Kosten für die Meisterfortbildung. „Das ist ein klares Signal für die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung und hilft jungen Menschen, diesen wichtigen Karriereschritt zu gehen.“ Das Handwerk, so Hüpers weiter, begrüße generell die Pläne der Bundesregierung zur Fachkräfteeinwanderung. Diese sehen vor, dass Fachkräfte aus dem Ausland mit einem anerkannten ausländischen Berufsabschluss die Aufenthaltserlaubnis erhalten und jede nicht reglementierte Beschäftigung ausüben dürfen. Außerdem können Fachkräfte mit Berufserfahrung ohne formale Anerkennung unter bestimmten Voraussetzungen in Deutschland arbeiten. Die Kammer werde jedoch auf eines besonders achten, versprach Hüpers: „Unsere duale Berufsbildung darf in ihrem Kern nicht verwässert werden.“

Die Vollversammlung der Handwerkskammer ist das Beschlussorgan der selbstständigen Handwerkerinnen und Handwerker, der im Handwerk beschäftigten Gesellinnen und Gesellen und weiteren Tätigen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Der 15-köpfige Vorstand der Handwerkskammer wird aus den Mitgliedern der Vollversammlung gewählt. Ihm obliegt die Verwaltung der Kammer.

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