
Präsident Georg Schlagbauer stand der Presse Rede und Antwort
Schlagbauer: "Der Aufschwung bleibt stabil"Wirtschaftliche Lage ausgezeichnet
20. Oktober 2015
"Die wirtschaftliche Lage im oberbayerischen Handwerk ist nach wie vor ausgezeichnet. Die gute Lage am Arbeitsmarkt und niedrige Zinsen befeuern weiter die Kauflaune der Verbraucher. Der Aufschwung bleibt stabil", erklärte Handwerkskammerpräsident Georg Schlagbauer bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen. 89 Prozent der oberbayerischen Handwerker sehen dem Abschlussquartal 2015 optimistisch entgegen.
Branchenübergreifend bewerteten 91 Prozent der befragten Betriebe in München und Oberbayern die Geschäftslage im 3. Quartal 2015 mit gut oder befriedigend. Das ist gegenüber dem Vergleichsquartal ein Anstieg um vier Punkte. Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung der oberbayerischen Handwerksbetriebe stieg im Berichtsquartal um einen Prozentpunkt auf 81 Prozent. Die Auftragsbestände kletterten im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 auf 7,4 Wochen. Nur 21 Prozent der Befragten meldeten sinkende Aufträge. Nach ersten Schätzungen erwirtschafteten die Betriebe im Kammerbezirk im 3. Quartal 2015 einen Umsatz von ca. 9,3 Milliarden Euro. Dies entspricht einem nominalen Anstieg von zwei Prozent. Als "Wachstumsbremse" erwies sich einmal mehr die Versorgung der Betriebe mit Fachkräften. Die Gesamtzahl der im oberbayerischen Handwerk tätigen Personen lag Ende September bei knapp 302.000 Personen, ein Plus von 0,2 Prozent.
Dagegen ist die Investitionsneigung im 3. Quartal 2015 zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr sank sie um vier Prozentpunkte auf 31 Prozent. Trotzdem stieg das Gesamtvolumen der Investitionen im Berichtszeitraum um 4,4 Prozent. Nach Schätzungen wurden etwa 235 Millionen Euro in neue Ausrüstungsgüter oder Gebäude investiert. Angesichts des Anstiegs bei den gewerblichen Zulassungen ist davon auszugehen, dass Kraftfahrzeuge zu den bevorzugten Investitionsgütern zählten. Die Zahl der Handwerksbetriebe in München und Oberbayern lag Ende September bei gut 79.500. Das ist ein Minus von 0,4 Prozent. Für das Gesamtjahr 2015 wird beim Umsatz mit einem nominalen Plus von 1,5 Prozent gerechnet. Die Beschäftigung sollte im Jahresdurchschnitt stabil bleiben (plus 0,1 Prozent). Bei den Investitionen wird ein Anstieg von 3,5 Prozent erwartet. Die Zahl der Betriebe dürfte um etwa 0,3 Prozent zurückgehen.
Die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge lag Ende September im oberbayerischen Handwerk bei knapp 8.200. Im Vorjahresvergleich entspricht dies einem Zuwachs von 2,2 Prozent. Schlagbauer: "Dieses Plus ist in Zeiten des demographischen Wandels und dem Run auf die Hochschulen alles andere als selbstverständlich. Wir nehmen die steigenden Ausbildungszahlen daher als Beleg, dass eine Berufsausbildung für mehr Jugendliche eine sinnvolle und erfolgversprechende Alternative zum Studium darstellt. Nichtsdestotrotz brauchen wir mehr Auszubildende." Ein Schlüssel zur Bewältigung des Nachwuchsmangels kann die Qualifizierung junger Flüchtlinge sein. "Wer dauerhaft hier bleiben darf, muss die Chance bekommen, zu arbeiten und sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen", betonte der Kammerpräsident, der jedoch darauf hinwies, dass eine verstärkte Betreuung der Flüchtlinge während der Lehre erforderlich sei, um die Zahl der Ausbildungsabbrüche zu senken. Die Kammer München hat extra einen Ausbildungsberater abgestellt, der sich nur um die Flüchtlinge in Ausbildung und die jeweiligen Betriebe kümmert. Schlagbauer ":Qualifizierte Fachkräfte werden am besten im dualen System ausgebildet. Bei älteren Asylbewerbern mit beruflichen Vorkenntnissen muss es Ziel sein, ihre Qualifikation frühzeitig zu erfassen und durch Nachschulungen sinnvoll zu ergänzen. So kann verhindert werden, dass die Zuwanderung vor allem unseren Sozialsystemen gilt."
Für die Landeshauptstadt und das Umland sei es wichtig, große Infrastrukturprojekte zu verwirklichen - auch wenn das vielleicht nicht jedem gefalle, fuhr der Kammerpräsident fort: "Wir begrüßen daher, dass Innenminister Joachim Herrmann beim Bau der 3. Startbahn am Münchner Flughafen und dem S-Bahn-Ringschluss durch Erding deutlich Stellung bezogen hat. Auch wenn die Region München derzeit prosperiert, können wir nicht davon ausgehen, dass dies auf ewig so bleibt. Wer klug ist, baut vor: Schließlich belegen mehrere Studien, dass vom Bau einer 3. Startbahn ein standort- und wachstumssichernder Effekt für die Metropolregion München ausgehen würde, von dem auch das Handwerk in der Region profitiert."
Auch das Vertragsverletzungsverfahren wegen Nichteinhaltung der Feinstaubrichtlinie beschäftigt das Handwerk. Der Bayerische Handwerkstag, der Baden-Württembergische Handwerkstag und der Westdeutsche Handwerkskammertag haben dazu ein Positionspapier veröffentlicht. Den Einsatz von Dieselmotoren in Städten zu unterbinden - wie teilweise gefordert - hätte gravierende Folgen für das Handwerk und die Versorgung der Städte mit Gütern und Dienstleistungen. "Gebiete mit Umweltzonen wären für die Betriebe so gut wie nicht mehr erreichbar. Deshalb kommen generelle Verbote von Dieselfahrzeugen für uns nicht infrage. Stattdessen sollte die Politik auf allen Ebenen technologische Alternativen fördern", forderte Schlagbauer.
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